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Butterwegge UK)
Globalismus, Neoliberalismus und
RechtsextremismusDer heutige Rechtsextremismus hat sich
modernisiert, Nicht gewandelt hat sich sein inhumanes Wesen. So drängt sich
die Frage auf, welche Besonderheiten ultrarechte Strömungen der Gegenwart
aufweisen.
Der heutige Rechtsextremismus ist nicht mehr derselbe wie
zur Zeit des Nationalsozialismus beziehungsweise Hitlerfaschismus, vielmehr hat
er sich seither umfassend modernisiert, was natürlich nicht heißt,
daß sich sein zutiefst inhumanes Wesen, seine Hauptstoßrichtung gegen
eine soziale Demokratie und seine fortschrittsfeindliche Grundfunktion gewandelt
hätten. Gleichwohl drängt sich die Frage auf, welche Besonderheiten
ultrarechte Strömungen, Parteien und Organisationen der Gegenwart
aufweisen. Während in der medialen und Fachdiskussion selten über
Zusammenhänge zwischen ökonomischer Globalisierung einerseits und
rechtsextremer Mobilisierung andererseits reflektiert wird, steht diese
Kausalbeziehung hier im Mittelpunkt. Bevor jedoch spezifische, die extreme
Rechte begünstigende Folgen des Globalisierungs- beziehungsweise
neoliberalen Modernisierungsprozesses thematisiert werden, sind ein paar
terminologische Klärungen und allgemeinere Überlegungen
gesellschaftstheoretischer Art nötig.
Begrifflichkeit und
theoretische Grundlagen
Als die nach Verträgen der
Bundesrepublik mit mehreren südeuropäischen, später auch mit zwei
nordafrikanischen Staaten seit 1955 angeworbenen »Gastarbeiter«
während der wirtschaftlichen Krisenphase der sechziger Jahre auf
Ressentiments stießen, setzte sich hierzulande ein Terminus durch, den es
nur im deutschsprachigen Raum gibt: »Ausländerfeindlichkeit« war
eine Wortschöpfung, die das Phänomen als individuelles und nicht als
gesellschaftliches Problem definierte. Welche sozialhistorischen
Zusammenhänge zwischen Hitlerfaschismus und zeitgenössischem
Rechtsextremismus bestehen, blieb ausgeblendet, weil die Juden ja Deutsche und
eben keine Ausländer/innen gewesen waren.
»Ausländerfeindlichkeit« wurde nicht mit jenem fanatischen
Antisemitismus, der Auschwitz erst möglich gemacht hatte, in Verbindung
gebracht, sondern schien etwas völlig Neues, nämlich die Skepsis,
Vorsicht beziehungsweise Antipathie gegenüber einzelnen Bürger(inne)n
anderer Nationalität zu charakterisieren.
Der erste Teil des
Wortes ist irreführend, der zweite Teil verharmlosend.
»Ausländerfeindlichkeit« betrifft weder alle noch nur
Ausländer/innen: Schweizer Bankiers, Skandinavier und weiße
US-Amerikaner/innen leiden nicht darunter; umgekehrt nützt es Schwarzen,
zum Beispiel »Besatzungskindern«, überhaupt nichts, von Geburt an
Deutsche zu sein. Wie die Analogie zur »Hundefeindlichkeit« zeigt, von
der manche Tierfreunde im Frühsommer 2000 sprachen, als viele
Mitbürger/innen für einen Maulkorb- oder Leinenzwang bei sogenannten
Kampfhunden plädierten, wird der rassistische Haß eher bagatellisiert,
wenn man ihn »Ausländerfeindlichkeit«
nennt.
»Fremdenfeindlichkeit« erscheint noch
fragwürdiger, weil unwillkürlich der Eindruck entsteht, die
persönliche Abneigung oder Abwehrhaltung gegenüber »den
Anderen« sei angeboren und natürlich. Man unterschlägt oder
übersieht so, daß bestimmte Menschen erst durch einen als
»Ethnisierung« bezeichneten Etikettierungs- und
Stigmatisierungsprozeß zu Fremden »gemacht« werden.*1* In dem eng
damit verwandten Begriff »Xenophobie« wird ein Kausalzusammenhang
zwischen Furcht und Fremdenfeindlichkeit hergestellt, womit sich zuweilen die
Behauptung verbindet, gemeint sei etwas Natürliches und biologisch
Vorgegebenes, also nicht etwa sozial Gelerntes und Veränderbares.*2*
Bedenklich stimmt auch, daß hierzulande selbst von erklärten Gegnern
der Übergriffe schon lange nicht mehr so viel von »den/dem
Fremden« gesprochen wurde*3*, wodurch man – meist ungewollt
beziehungsweise unbewußt – Ausgrenzungsprozesse unterstützt hat,
denen bestimmte Gruppen seither verstärkt
unterliegen.
»Rassismus« bezeichnet im Unterschied zu den
oben genannten Begriffen ein gesellschaftliches Macht- und Gewaltverhältnis
(institutioneller beziehungsweise struktureller Rassismus), eine Weltanschauung,
die Rangunterschiede zwischen Menschengruppen pseudowissenschaftlich zu
rechtfertigen sucht (intellektueller Rassismus) sowie Vorurteile, Klischees und
Stereotype gegenüber beziehungsweise die daraus resultierende
Diskriminierung von ethnischen Minderheiten (individueller beziehungsweise
Alltagsrassismus). Während der Rassismus die – biologische
beziehungsweise kulturelle – Differenz betont und damit in letzter
Konsequenz den Ausschluß, die Ausgrenzung oder gar Ausmerzung »der
Anderen« verlangt, hält der Ethnozentrismus die eigene
Überlegenheit für ein zu vermittelndes Gut und neigt eher zu der
Annahme, andere Völker beziehungsweise Volksgruppen müßten sich
assimilieren.*4*
Versucht man, Rassismus zu definieren, so handelt es
sich im Kern um ein die Haltung und das Handeln von Millionen Menschen, aber
auch die Praxis staatlicher Institutionen bestimmendes Denken, welches nach
körperlichen beziehungsweise nach kulturellen Merkmalen gebildeten
Großgruppen (zum Beispiel »den Weißen« und »den
Schwarzen« oder »den Christen« und »den Muslimen«)
unterschiedliche Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Charaktereigenschaften
zuschreibt, wodurch die Ungleichverteilung von Rechten und materiellen
Ressourcen erklärt, also die Existenz eigener Privilegien beziehungsweise
der Anspruch darauf legitimiert, die Gültigkeit universeller Menschenrechte
hingegen negiert wird. Wer bei Gruppen von Menschen somatische Unterschiede (zum
Beispiel der Haut-und Haarfarbe, Physiognomie, Gesichtsform) feststellt, ist
deshalb noch kein Rassist, selbst dann nicht, wenn er sie als »Rassen«
bezeichnet, obwohl eine solche Unterteilung der Menschheit wissenschaftlich
unhaltbar, dieser Terminus durch den NS-Völkermord in Deutschland
zusätzlich diskreditiert und kaum geeignet ist, eine sachliche Diskussion
zu ermöglichen. Rassismus beginnt dort, wo phänotypische Merkmale oder
kulturelle Spezifika einer bestimmten Großgruppe so mit »inneren
Werten« in Verbindung gebracht werden, daß man den Gruppenmitgliedern
die Möglichkeit zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit
abspricht. Verletzt wird dadurch die Fundamentalnorm der Verfassung »Die
Würde des Menschen ist unantastbar« (Art. 1 Abs. 1 Satz 1
GG).
Seit den rechten Gewalttaten von Hoyerswerda, Hünxe,
Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen läßt sich in der
Bundesrepublik eine gewisse Enttabuisierung des Rassismusbegriffs feststellen,
der zwar als Fachterminus international gebräuchlich ist, hierzulande aber
jahrzehntelang als polemisch überzogen galt. Der enorme Vorteil dieses
Terminus besteht freilich darin, daß er gesellschaftliche
Strukturzusammenhänge und historische Kontinuitäten seit dem
Mittelalter (Kolonialismus) erfaßt, ohne Modifikationen und
Ausdifferenzierungen (biologisch beziehungsweise kulturell begründete
Spielarten des Rassismus) zu ignorieren.*5* Neben dem Nationalismus, Biologismus
und Sozialdarwinismus bildet der Rassismus ein Kernideologem des
Rechtsextremismus, das sich nicht nur im Bewußtsein vieler
Europäer/innen festgesetzt, sondern auch institutionalisierte Formen (der
Diskriminierung durch Behörden und Ämter) angenommen
hat.*6*
Wirtschaftsfundamentalismus, neoliberaler Wettbewerbswahn und
Wohlstandschauvinismus als Ursachen für rechte Gewalt
Es
wäre falsch, Rechtsextremismus als Desintegrationsphänomen oder
Jugendproblem zu begreifen. Sein organisierter Kern ist auch keine
Protestbewegung, die sich für sozial benachteiligte Deutsche einsetzt.*7*
Vielmehr grenzt er Menschen mit Behinderungen, Obdachlose, Homosexuelle und
andere »Randgruppen« genauso aus wie Asylbewerber/innen, will ihnen
staatliche Leistungen vorenthalten und/oder sie durch Zwangsmaßnahmen
disziplinieren. Es geht also nicht um eine Negation, sondern gerade um die
– bis zur letzten Konsequenz getriebene – Realisation gültiger
Normen (Beurteilung einer Person nach ihrer ökonomischen Verwertbarkeit,
Leistungsfähigkeit beziehungsweise Angepaßtheit) und
gesellschaftlicher Funktionsmechanismen wie der Konkurrenz.*8*
Hier
wird für ein Erklärungsmodell plädiert, das die Konkurrenz als
Triebkraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems, bestimmte Erblasten der
politischen Kultur sowie aktuell die Globalisierung beziehungsweise neoliberale
Modernisierung nicht nur des Wohlfahrtsstaates*9*, sondern beinahe aller
Bereiche der Gesellschaft für (Standort-)Nationalismus, Rassismus und
rechte Gewalt verantwortlich macht.
Ulrich Beck unterscheidet
zwischen der Globalität (als Ziel und Teilrealität einer
Überwindung von nationalstaatlichen Begrenzungen beziehungsweise
Beschränktheiten), der Globalisierung (als Prozeß, in dessen Lauf die
Nationalstaaten schrittweise an Souveränität und Bedeutung
einbüßen) sowie dem Globalismus (als Ideologie des Neoliberalismus,
Wirtschaftsfundamentalismus beziehungsweise Marktradikalismus): »Der
Globalismus unterstellt, daß ein so komplexes Gebäude wie Deutschland
– also der Staat, die Gesellschaft, die Kultur, die Außenpolitik
– wie ein Unternehmen zu führen sei. Es handelt sich in diesem Sinne
um einen Imperialismus des Ökonomischen, unter dem die Unternehmen die
Rahmenbedingungen einfordern, unter denen sie ihre Ziele optimieren
können.«*10*
Im viel beschworenen »Zeitalter der
Globalisierung« erscheint der Neoliberalismus als umfassende und in sich
schlüssige Lehre, ja als politische Zivilreligion oder Weltanschauung, mit
der man sich die Entwicklung von Staaten und Gesellschaften erklären, sie
aber auch beeinflussen sowie in eine markt-, leistungs-, und
konkurrenzorientierte Richtung lenken kann. Daß der Neoliberalismus eine
beherrschende Position im öffentlichen und Fachdiskurs erringen konnte,
verdankte er weniger der Überzeugungskraft seiner Theorie, die ihren
Hauptvertretern, zum Beispiel den Ökonomie-Nobelpreisträgern Friedrich
A. Hayek und Milton Friedman, großen Einfluß auf die herrschende
Meinung gab, als deren geschickter Vernetzung, systematischer Unterstützung
durch sogenannte Denkfabriken (think tanks) und von Stiftungen geförderter
Lobbyarbeit.*11*
Der modernisierte Rechtsextremismus stützt sich
auf eine ideologische »Verklammerung von Wirtschaftsliberalismus und
Nationalismus«, die aufgrund ihrer Zuspitzung für populistische
Anrufungen instrumentalisierbar ist: »Konstruktionen des Nationalen werden
dann als ideologisches Bindemittel genutzt, um soziale Frustration in
autoritäre, obrigkeitsstaatliche Orientierungen zu
überführen.«*12* Da neoliberale Kräfte das Elite- und
Leistungsdenken früherer Epochen heute in verschiedenen
Gesellschaftsbereichen rehabilitieren wollen, deckt sich die Rechtsentwicklung
partiell durchaus mit ihren Zielsetzungen, auch wenn nicht – nach Art
einer Verschwörungstheorie – unterstellt werden soll, diese
Interessenkonvergenz sei von den handelnden Personen
intendiert.
Neben den ökonomischen Macht- und
Herrschaftsverhältnissen, die im Zuge der Globalisierung eine neue Gestalt
annehmen, prägt die politische (Un-)Kultur eines jeden Landes seine extreme
Rechte, deren Ideologie, Organisationsstruktur und
Führerpersönlichkeiten, aber auch die Art und Weise, wie ihnen
demokratische Kräfte begegnen.*13* Unter der »politischen Kultur«
sind geistige Traditionslinien, Mentalitätsbestände sowie Haltungen
der Bürger/innen gegenüber den staatlichen Institutionen und
Strukturen, also die subjektive Dimension des Politischen, zu verstehen.
Erblasten der politischen Kultur in Deutschland waren und sind zum Teil noch
immer: ein ausgeprägtes Freund-Feind-Denken, die Fixierung auf Staat
(Etatismus) und Obrigkeit (Untertanenmentalität), politischer Konformismus
und übertriebene Harmoniesucht, Autoritarismus und Antipluralismus,
Antiintellektualismus und Irrationalismus, ein Hang zum (rechtlichen)
Formalismus, die preußische Ordnungsliebe sowie eine Schwäche der
Männer für militärische Disziplin.*14* Sie gipfelten in einem
Nationalismus, der von der Reichsgründung 1871 bis zur Niederlage 1945
besonders aggressiv war, weil Deutschland als »verspätete Nation«
(Helmuth Plessner), von der Ungleichzeitigkeit zwischen Industrialisierung und
Demokratisierung geprägt, wenn nötig mit Waffengewalt einen
»Platz an der Sonne« – das meinte: Weltmachtstatus – zu
erlangen suchte.
Das sogenannte Dritte beziehungsweise
Großdeutsche Reich fußte weniger auf Sympathien der Bevölkerung
mit dem Nationalsozialismus als auf ihrer Identifikation mit dem im
monarchischen Obrigkeitsstaat wie in der Weimarer Republik
übermächtigen Nationalismus: »Jede Binnenordnung schien
akzeptabel, solange sie behaupten konnte, nationale Ziele zu verwirklichen. Die
vermeintliche Stärkung deutscher Einheit und Weltgeltung wurde so zu einem
Kriterium der politischen Kultur, aus dem sich autoritäre Regime nach innen
und expansionistische und imperialistische Politik nach außen rechtfertigen
konnten.«*15* Das NS-Regime hat den Nationalismus nicht – wie oft
behauptet wird – pervertiert, also für Kriegsverbrechen und
Völkermord mißbraucht*16* , vielmehr nur auf die Spitze getrieben.
Obwohl Deutschlands bedingungslose Kapitulation und Okkupation durch die
alliierten Siegermächte nicht bloß bedeuteten, daß der
Nationalsozialismus gescheitert, sondern auch, daß der Nationalismus seiner
Legitimationsgrundlage beraubt war, blieb letzterer – genauso wie der
Antisemitismus – im »kollektiven Gedächtnis« der Deutschen
haften, weil sie ihre eigene NS-Vergangenheit weder kritisch aufgearbeitet noch
wirklich bewältigt hatten.
Wenngleich die Nation in der
Altbundesrepublik trotz einer von Regierung und Opposition geübten
Wiedervereinigungsrhetorik keinen zentralen Bezugspunkt der kollektiven
Identitätsbildung mehr darstellte,*17* blieb der Glaube, die Deutschen
seien ein besonders tüchtiges, fleißiges und begnadetes Volk, tief im
Massenbewußtsein verankert. Eine Renaissance des Nationalismus setzte aber
auch nicht erst mit der DDR-»Wende« im Herbst 1989 und der
Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, sondern spätestens nach dem
Regierungswechsel im Oktober 1982 ein, als sich die CDU/CSU/FDP-Koalition der
sogenannten Deutschen Frage zuwandte und diese in »Berichten zur Lage der
Nation« wieder für »offen« erklärte. Gleichzeitig
verkündete das Bundeskabinett unter Helmut Kohl eine neue
Ausländerpolitik, welche die sogenannten Gastarbeiter – im Gesetz zur
Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern – durch
eine Geldprämie zur Rückkehr ins Herkunftsland ermunterte, sie damit
jedoch als unerwünscht brandmarkte und die Neidgefühle deutscher
Kollegen weckte. Wenig später hielt das Deutschlandlied (manchmal sogar mit
allen drei Strophen) in Schulbücher, Klassenräume, Fußballstadien
sowie Rundfunkanstalten Einzug.
Forderungen nach einer
Neukonturierung der »nationalen Identität« fungierten als
Brücke zwischen der »liberal-konservativen Mitte« und der
extremen Rechten. Ähnliches gilt für die DDR, wo das SED-Regime die
Wurzeln des Nationalsozialismus nicht – wie in der neuen Verfassung von
1974 behauptet – ausgerottet, patriotische Stimmungen vielmehr schon
früh rekultiviert hatte, um seine eigene Position zu festigen,
Bündnispartner in bürgerlichen Kreisen zu gewinnen und dem Kampf gegen
den westdeutschen Separatstaat eine geistiges Fundament zu verschaffen. Durch
nationales Pathos und sozialistische Indoktrination entstand eine paradoxe
Situation: »Zwar traf der von der SED propagierte Nationalismus, insofern
er inhaltlich mit den Emotionen beziehungsweise Vorurteilen der Bevölkerung
korrespondierte, auf Akzeptanz, trug aber nicht zu der gewünschten Distanz
der Ostdeutschen insbesondere zur westlichen Lebensweise bei, sondern
verstärkte im Gegenteil deren Renitenz gegen eine Sowjetisierung von Kultur
und Alltagsleben in der DDR.«*18*
Die grenzrevisionistischen
beziehungsweise revanchistischen Bestrebungen innerhalb der
Vertriebenenverbände wurden von der CDU/CSU/FDP-Regierung mehr oder weniger
offen unterstützt. 1984/85 kam es zum Eklat, als die Landsmannschaft
Schlesien ankündigte, daß Bundeskanzler Kohl auf ihrem bevorstehenden
Deutschlandtreffen unter dem Motto »40 Jahre Vertreibung – Schlesien
bleibt unser« sprechen werde. Zwar wurde diese Losung leicht abgewandelt
(»40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unsere Zukunft im Europa
freier Völker«), an der Stoßrichtung dieser Veranstaltung und der
Teilnahme hochrangiger Unionspolitiker änderte sich aber nichts mehr. Als
Helmut Kohl am 8. Mai 1985 gemeinsam mit US-Präsident Ronald Reagan den
Soldatenfriedhof in Bitburg besuchte, wo sich auch zahlreiche Gräber von
Angehörigen der Waffen- SS befinden, wurden die NS-Täter durch einen
symbolischen Akt rehabilitiert. Micha Brumlik sah in diesem »obszönen
Ritual« ein klares Signal zur »Rechtsverschiebung des
bürgerlichen Lagers« durch die CDU/CSU: »Im Jahre 1985, vierzig
Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der Befreiung Deutschlands vom
Nationalsozialismus, leitete die große konservative Volkspartei den
ideologischen Rechtsruck ein.«*19*
1986/87 wurde im sogenannten
Historikerstreit versucht, die Liberalisierung der politischen Kultur, meist mit
dem Höhepunkt der Schüler- und Studentenbewegung im Jahr 1968
assoziiert, durch eine Relativierung des Holocaust und Rehabilitierung der
NS-Täter rückgängig zu machen.*20* Langsam verschob sich das
politische Koordinatensystem der Bundesrepublik nach rechts. Später
knüpften Debatten über das Buch »Hitlers willige
Vollstrecker« von Daniel Goldhagen und Martin Walsers Frankfurter
Friedenspreis-Rede im Oktober 1998 daran wenigstens mittelbar an.*21* In
jüngerer Zeit ließen die Forderung des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden
im Bundestag, Friedrich Merz, nach Anpassung von Migrant(inn)en an die
»deutsche Leitkultur« und die nach polemischer Kritik des grünen
Umweltministers Jürgen Trittin an einer Skinhead-Parolen gleichenden
Interview-Äußerung von CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer
geführte »Nationalstolz«-Debatte deutlich erkennen, daß
Kulturrassismus und Deutschnationalismus weiterhin präsent, ja sogar
einflußreiche Strömungen innerhalb der politischen Öffentlichkeit
sind.
Deutschnationalismus, völkischer Ungeist und rechte Gewalt
nach der Wiedervereinigung 1989/90
Die deutsche Vereinigung hat den
Nationalismus wieder zu einer relevanten Größe gemacht. Nun bekamen
Kräfte spürbar Auftrieb, denen »das Nationale« immer schon
mehr als »das Soziale« am Herzen gelegen hatte. Zwar konnten
REPublikaner, DVU und NPD von dem »Jahrhundertereignis« nicht
profitieren, sondern eher die Unionsparteien, als eigentliche Sieger
fühlten sich aber jene, die nach »Mitteldeutschland« nun auch die
ehemaligen Ostgebiete des sogenannten Dritten beziehungsweise Großdeutschen
Reiches »heimholen« wollten.
Wiewohl es nach der
Vereinigung von DDR und Bundesrepublik weder hüben noch drüben einen
»Nationalrausch« (Wolfgang Herles) gab, hat eine partielle
Renationalisierung der Politik und der politischen Kultur stattgefunden.*22* Die
am 20. Juni 1991 getroffene Entscheidung des Parlaments, in das
Reichstagsgebäude nach Berlin überzusiedeln, wurde zumindest in Teilen
der Öffentlichkeit als Distanzierung von der »Bonner Republik«,
als definitive Abkehr von der Westorientierung und längst
überfällige »Rückbesinnung auf die Nation«
interpretiert. Seit nicht mehr zwei miteinander verfeindete Teilstaaten
existieren, erscheint Deutschland wieder als politisches Kollektivsubjekt, das
»selbstbewußt« handeln soll und seinen Bürger( inne)n mehr
Leistungs- beziehungsweise Leidensfähigkeit abverlangen
muß.*23*
Politisch-kulturelle Traditionen entscheiden mit
darüber, auf welche Art eine Wirtschaftskrise oder eine gesellschaftliche
Umbruchsituation, etwa DDR-»Wende« und deutsche Wiedervereinigung,
kollektiv »verarbeitet« werden. Sofern ausgrenzend-aggressive Momente
in der politischen Kultur eines Landes dominieren, werden die gesellschaftlichen
Verteilungskämpfe zu Abwehrgefechten der Einheimischen gegen
»Fremde« und zu interkulturellen Konflikten hochstilisiert, was
für die Entstehung und Entwicklung von organisatorischen
Zusammenschlüssen (Parteien, Gruppen beziehungsweise »Freie
Kameradschaften«), aber auch bei der Überwindung individueller
Hemmschwellen eine Rolle spielt: »Einerseits kann der kulturelle Kontext
die Herausbildung von Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremen Handlungsformen
direkt beeinflussen. Andererseits kann er einen vermittelnden Einfluß
ausüben. Als Verstärker kann er zur Aktivierung einer schlummernden
Fremdenfeindlichkeit führen, die Legitimation senken und somit die
Auftrittswahrscheinlichkeit rechtsextremer Handlungsformen
erhöhen.«*24*
Die 1991/92 extrem zugespitzte Asyldebatte
hat nicht nur dem Grundrecht geschadet, sondern auch die Verfassung und die
demokratische Kultur der Bundesrepublik lädiert.*25* Günter Grass
sprach mit Blick auf die Asylhysterie vom »Niedergang der politischen
Kultur im geeinten Deutschland«, gar von einem »Rechtsrutsch«,
welcher als »bundesweite Verlagerung der politischen Mitte« begriffen
werden müsse.*26* Obwohl im Rahmen des Asylkompromisses zwischen CDU/CSU,
FDP und SPD avisiert, blieb die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, das
sich hierzulande immer noch auf die völkische Abstammungslehre des
»deutschen Blutes« stützt, bis zum Regierungswechsel im Herbst
1998 aus und wurde anschließend nur halbherzig verwirklicht: »Trotz
aller in der Bundesrepublik erfolgten Angleichung an die westliche politische
Kultur scheint eine zentrale Kategorie noch nicht heimisch geworden: die der
republikanischen Staatsbürgernation.«*27*
Symptomatisch
dafür war die Unterschriftensammlung von CDU und CSU gegen den
»Doppelpaß« (gemeint ist die Tolerierung der doppelten
Staatsbürgerschaft) vor der hessischen Landtagswahl im Februar 1999, durch
deren Ausgang sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat entscheidend
zugunsten der Union verschoben. Die vom bayerischen Ministerpräsidenten
Edmund Stoiber (CSU) initiierte und gemeinsam mit dem damaligen CDU-Vorsitzenden
Wolfgang Schäuble sowie Roland Koch, dem Spitzenkandidaten in Hessen,
organisierte Kampagne ließ eine politische Arbeitsteilung beziehungsweise
Doppelstrategie der beiden Schwesterparteien erkennen: »Die CSU sprach mit
populistischen Parolen gegen kriminelle Ausländer und Terroristen
›das Volk‹ an, die CDU begegnete danach den Vorwürfen, die
Aktion sei ausländerfeindlich, mit der Beteuerung, alles geschehe im Namen
der Integration, also irgendwie auch zum Wohle der
Ausländer.«*28*
Diesem geschickten Schachzug der Opposition
hatte die rot-grüne Koalition nichts Substantielles entgegenzusetzen, weil
sie das Reformziel nur halbherzig verteidigte und auf eine Mobilisierung
für die grundlegende Modernisierung des antiquierten deutschen
Staatsbürgerschaftsrechts verzichtete. Statt dessen schwenkte man sofort
auf den Kompromißvorschlag, das sogenannte Optionsmodell der FDP, ein. Die
politische Bewertung der Gesetzesnovellierung fällt daher
widersprüchlich aus: Während beispielsweise Eberhard Seidel im
Hinblick auf die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts – m. E. viel zu
pathetisch – von einem »Quantensprung« spricht*29*, heben andere
Kommentator(inn)en die Ambivalenz des verwirklichten Modells stärker
hervor. Einerseits gilt das Abstammungsprinzip nicht mehr absolut, andererseits
müssen sich die betreffenden Jugendlichen in der Regel bis zu ihrem 23.
Lebensjahr für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. »Entscheidend
dürfte sein, wie in der Praxis die beiden Ausnahmefälle für den
ansonsten erforderlichen Verzicht auf die ausländische
Staatsangehörigkeit (nicht möglich oder dem/der Betreffenden nicht
zumutbar) definiert werden.«*30*
Gudrun Hentges erklärt die
Brisanz und Resonanz der im Oktober 2000 entbrannten
»Leitkultur«-Diskussion mit dem Zeitpunkt, zu welchem sie geführt
wurde: »Ein Jahrzehnt nach der Auflösung des sozialistischen
Staatensystems und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten stellt
sich die Frage nach der ›selbstbewußten Nation‹ neu –
nicht nur in der sogenannten Sicherheits- und Verteidigungspolitik, sondern auch
im Bereich der Ausländer- und Asylpolitik.«*31* Tatsächlich
befindet sich die Bundesrepublik an einem möglichen Wendepunkt ihrer
Entwicklung, wo eine zentrale Weichenstellung auf unterschiedlichen
Politikfeldern erfolgt. Ob das vereinte Deutschland wieder nach einer
Weltmachtrolle strebt und sich dafür ökonomisch-technologisch wie
militärisch rüstet, dürfte von den dominanten Diskursen
abhängen, deren Verlauf jedoch auch ganz wesentlich
beeinflussen.
Gegenwärtig scheint es so, als würden die
Themen der Rechten zu Themen der Mitte: Beispiele für eine Ethnisierung und
Kulturalisierung sozialer, politischer sowie ökonomischer Prozesse belegen,
daß sich dieser Prozeß quer durch das etablierte politische und
öffentliche Gefüge hindurchzieht.*32* Wie man ungewollt rechte Gewalt
legitimiert, demonstriert die öffentliche Kontroverse über das
Bekenntnis des als Nachfolger von Ruprecht Polenz zum CDU-Generalsekretär
ernannten Laurenz Meyer im Focus (v. 30. 10. 2000), er sei stolz, ein Deutscher
zu sein. In einem Interview, das er dem WDR gab, konterte Bundesumweltminister
Trittin eine Meyer-Attacke zum Parteitagsbeschluß der
Bündnisgrünen, den ursprünglichen Asylparagraphen 16 im
Grundgesetz wieder herstellen zu wollen (»Rückfall in
Müsli-Nostalgie«), unter Bezugnahme auf die Glatze des Zitierten am
12. März 2001: »Laurenz Meyer hat die Mentalität eines Skinheads
und nicht nur das Aussehen.« Als kurz darauf Bundespräsident Johannes
Rau nach Rücktrittsforderungen der Union gegenüber Trittin bemerkte,
man könne nur auf eigene Leistungen, nicht jedoch auf die Nationalität
stolz sein, mußte sich sogar das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik einen
Mangel an Patriotismus vorwerfen lassen. Weit über das ultrarechte Spektrum
hinaus dominierte die Position, Deutschsein verlange den entsprechenden
Nationalstolz wie zu Zeiten des Kaiserreiches oder des
NS-Regimes.
Zuwanderung am Wirtschaftsstandort: Globalisierung
– Neoliberalismus – Standortnationalismus
Von der
»Leitkultur«-Diskussion führte ein gerader Weg zur
»Nationalstolz«- Debatte, wie schon von der Asyldiskussion zur
Standortdebatte, die Mitte der neunziger Jahre das Einfallstor für eine
neue Spielart des Nationalismus darstellte.*33* War zuerst die Furcht
verstärkt worden, Ausländer nähmen »den Deutschen die
Arbeitsplätze« weg, so entstand nunmehr der Eindruck, das deutsche
Kapital wandere ins Ausland ab, was ähnliche Ängste hervorrufen
mußte (Titelzeile auf Seite 1 von Bild am 6. Oktober 1999:
»Hochsteuerland Deutschland: Haut Daimler ab in die
USA?«).
Das verbreitete Bewußtsein, auf den internationalen
Märkten einer »Welt von Feinden« gegenüber zu stehen und
durch »deutschen Erfindungsgeist«, größeren Fleiß und
mehr Opferbereitschaft die strukturelle Überlegenheit des
»eigenen« Wirtschaftsstandortes dokumentieren zu müssen, nenne
ich »Standortnationalismus«. Konkurrenzfähigkeit avanciert zum
Dreh- und Angelpunkt, was nicht ohne verheerende Konsequenzen für das
gesellschaftliche Klima beziehungsweise die politische Kultur bleibt: »Die
Betonung des ökonomischen Nutzenkalküls sieht nicht nur von schlichten
mitmenschlichen Verpflichtungen ab, sie grenzt auch all jene aus, die uns
tatsächlich oder vermeintlich nur zur Last fallen.«*34* Für die
Nichtdeutschen in Deutschland ergaben sich damit automatisch ungünstigere
Aufenthaltsbedingungen: »In einer Situation, in der das ›ganze
Volk‹ angehalten wird, ›den Gürtel enger zu schnallen‹,
liegt es auf den Stammtischen, daß ›Fremde‹, seien es
Arbeitsmigranten, Asylbewerber oder Flüchtlinge, nicht auch noch von den
ohnehin knappen Mitteln bedient werden können. ›Deutsch sein‹
heißt unter den Bedingungen des modernen Wohlfahrtsstaates, den eigenen
Wohlstand zu verteidigen und Ansprüche anderer Gruppen zu delegitimieren
und abzuwehren.«*35*
Hierdurch eröffnen sich dem
Rechtsextremismus ideologische Anknüpfungspunkte. Was bereits in der
Ablehnung »deutschstämmiger« Aussiedler/innen durch
Anhänger/innen und Gliederungen der REPublikaner zum Ausdruck kam,
bestätigt sich: Nicht mehr der mythisch-völkische, sondern ein
modernisierter, neoliberal und marktradikal orientierter Nationalismus
beherrscht mittlerweile die ultrarechte Szene.*36* Aufgrund der Tatsache,
daß Wirtschaft und Soziales zum zentralen Politikfeld der extremen Rechten
geworden sind*37*, befindet sich hier ein Konfliktherd für die
demokratische Kultur. Je enger die Verteilungsspielräume einer Gesellschaft
werden, desto mehr wächst nämlich die Versuchung, sogenannte
Randgruppen von bestimmten Ressourcen auszuschließen. Ethnisierung, von der
oben schon die Rede war, ist ein dafür geeigneter Exklusionsmechanismus,
der Minderheiten konstruiert, diese negativ (etwa als
»Sozialschmarotzer«) etikettiert und damit eigene Privilegien
zementiert. Vordergründig geht es hierbei um die »kulturelle
Identität«; dahinter stecken aber meist handfeste Interessenkonflikte,
knappe beziehungsweise verknappte gesellschaftliche Ressourcen
betreffend.
Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre gewann die
Ethnizität nicht nur in Ländern der südlichen Hemisphäre und
den ost-mitteleuropäischen Transformationsstaaten, sondern auch in den
meisten westeuropäischen Gesellschaften an Bedeutung. Der im Kalten Krieg
verbreiteten Angst vor einer »Unterwanderung« durch Kommunisten folgte
hierzulande die Angst vor einer »Überfremdung« durch
»Asylanten« und Arbeitsmigranten. Jeder Ethnisierungsprozeß hat
zwei Seiten: Zuerst erfolgt eine Stigmatisierung »der Anderen«; mit
der Konstituierung/Konturierung einer nationalen beziehungsweise
»Volksgemeinschaft« sind allerdings weiter reichende politische und
ökonomische Ziele verbunden. Mit der Ethnisierung sozialer Beziehungen
korrespondiert eine »Kulturalisierung« der Politik, die nicht mehr auf
materielle Interessen zurückgeführt, sondern auf die Wahrung
kollektiver Identitäten reduziert wird.
Ein »nationaler
Wettbewerbsstaat« (Joachim Hirsch), der kein herkömmlicher
Wohlfahrtsstaat mit einer umfassenden Verantwortung für soziale Sicherheit
und Gerechtigkeit mehr sein möchte, verschärft durch seine
marktradikale Wirtschaftspolitik die soziale Ungleichheit und bereitet damit den
Resonanzboden für gesellschaftliche Ausgrenzungs- und
Ethnisierungsprozesse. Je mehr die Konkurrenz gegenwärtig in den
Mittelpunkt zwischenstaatlicher und -menschlicher Beziehungen rückt, um so
leichter läßt sich die ethnische beziehungsweise Kulturdifferenz
politisch aufladen. Jutta Menschik-Bendele und Klaus Ottomeyer diagnostizieren
einen Trend zum »hedonistisch-konsumistischen Sozialdarwinismus«, der
verstärkt um sich greife: »Nach dem globalen Sieg der Marktwirtschaft
hat jenes Prinzip, demzufolge der Stärkere sich durchsetzt und das Schwache
auf der Strecke bleibt, noch an Plausibilität gewonnen. Der aktuelle
Rechtsextremismus und Rechtspopulismus beruht auf einer Brutalisierung,
Ethnisierung und Ästhetisierung alltäglicher
Konkurrenzprinzipien.«*38*
Sozialdarwinismus fällt nicht
vom Himmel, wurzelt vielmehr in der Erfahrungswelt einer Jugend, die durch das
kapitalistische Leistungsprinzip, die Allgegenwart des Marktmechanismus und den
Konkurrenzkampf jeder gegen jeden geprägt wird.*39* Rivalität fungiert
als Haupttriebkraft einer zerklüfteten, zunehmend in Arm und Reich
gespaltenen Gesellschaft. »Die sozialdarwinistische Alltagsphilosophie, die
damit einhergeht, erzeugt eine unauffällige, sich von direkter Gewalt
fernhaltende und als ›Sachzwang‹ der Ökonomie erscheinende
Brutalität.«*40* Wo die permanente Umverteilung von unten nach oben
mit dem Hinweis auf Globalisierungsprozesse – als für die Sicherung
des »eigenen Wirtschaftsstandortes« nützlich, ja unbedingt
erforderlich – legitimiert wird, entsteht ein gesellschaftliches Klima,
das (ethnische) Ab- und Ausgrenzungsbemühungen stützt. In einer Zeit
verschärfter Konkurrenz eine ideologische Rechtfertigung der
Mißachtung ethischer Grundwerte und größerer sozialer
Ungleichheit (im Sinne von Ungleichwertigkeit) zu offerieren, bildet Franz Josef
Krafeld zufolge einen Hauptgrund für die wachsende Attraktivität
rechtsextremer Orientierungen.*41*
Wenn renommierte Wissenschaftler
von einem »Kampf der Kulturen« oder gar einem »Krieg der
Zivilisationen« sprechen*42*, wundert es nicht, daß Jugendliche zur
Gewalt gegenüber Migranten greifen, die sie als Konkurrenten um knapper
werdende Arbeitsplätze, Lehrstellen, Wohnungen und Sexualpartnerinnen
empfinden. Die (den Verwertungsmechanismen privater Profitmaximierung
unterworfenen) Massenmedien tun ein übriges, um die Bevölkerung in
»gute Einheimische« und »böse Fremde« aufzuteilen,
wobei Journalist( inn)en ihrer Verantwortung hinsichtlich einer seriösen
Berichterstattung nicht immer gerecht werden.*43*
Nach mehreren
Jahrzehnten massiven Widerstandes in der politischen Öffentlichkeit bildet
sich in der Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig ein Konsens darüber
heraus, daß es keine Alternative zur Einwanderungsrealität gibt und
daß man sich damit arrangieren muß. Seit dem Anwerbestopp im Jahre
1973 bestanden nie mehr so große Chancen für eine breite Akzeptanz von
Immigration wie heute, obwohl kritisch einzuschränken bleibt, daß die
Interessen der Wirtschaft am Import und an der Verwertung von
Arbeitskräften erneut den Anstoß dazu gegeben haben und der
»eigene« Nutzen bei der Diskussion über die Green Card für
ausländische IT-Fachleute das Leitmotiv
bildete.*44*
Ausdifferenzierung und Dualisierung des
Rechtsextremismus im Zeichen der Globalisierung
Wenn vom
»globalisierten Rechtsextremismus« gesprochen wird, meint man meist
seine weltweite organisatorische Vernetzung und/ oder seine
Internet-Präsenz.*45* Sehr viel wichtiger ist jedoch die Frage, welche
Folgen der Globalisierungsprozeß für die Entwicklung von Politik,
Programmatik und Massenbasis des Rechtsextremismus hat. Kernideologien,
organisatorische Formen, politische Strategien und soziale Wählerpotentiale
des Rechtsextremismus differenzieren sich im Rahmen der Globalisierung aus:
Neben den völkischen (Abwehr-)Nationalismus in Bevölkerungsschichten,
die Angst vor einem sie überfordernden »Turbo-Kapitalismus«
(Edward N. Luttwak) haben, tritt ein Standortnationalismus, den in erster Linie
solche Schichten unterstützen, die von einer neoliberalen Modernisierung
profitieren, den »Umbau« des Wohlfahrtsstaates nach Marktgesetzen
forcieren und die soziale Ausgrenzung der weniger Leistungsfähigen
intensivieren möchten.
Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt
sind keineswegs bloß »hinterwäldlerisch« anmutende
Reaktionsweisen direkt betroffener oder benachteiligter Gruppen auf
Globalisierungs-, neoliberale Modernisierungs- und soziale
Marginalisierungsprozesse.Vielmehr verursachen diese auch in der
gesellschaftlichen Mitte beziehungsweise genauer: auf den »höheren
Etagen« bedrohliche Erosionstendenzen. »Gefahren der Entwicklung
– auch solche der sozialen Desintegration und rechtsextremer Potentiale
– gehen nicht von der ›Masse‹ der Bevölkerung aus. In der
politischen Qualifikation der alten und neuen Eliten liegt das
Problem.«*46*
Globalisierung, als neoliberale Modernisierung ins
Werk gesetzt, führt zu diversen Spaltungen: Soziale Polarisierung innerhalb
der und zwischen Gesellschaften*47*; Dualisierung des Prozesses transnationaler
Wanderungen in Experten- beziehungsweise Elitenmigration einerseits und
Elendsmigration andererseits*48*; Krise beziehungsweise Zerfall der Städte,
bedingt durch Marginalisierung und sozialräumliche Segregation*49*,
gehören zu den negativen Folgen, auf die der Rechtsextremismus eine
demagogische, keine wirklich überzeugende Antwort gibt.
Die
neoliberale Modernisierung bewirkt auch eine Umstrukturierung,
politisch-organisatorische wie geistig-ideologische Ausdifferenzierung und
Dualisierung des Rechtsextremismus, der seither in einen traditionalistischen
und einen modernistischen Flügel zerfällt. Sozialstrukturell zieht
ersterer primär die Globalisierungs- beziehungsweise
Modernisierungsverlierer, letzterer besonders die Globalisierungs-
beziehungsweise Modernisierungsgewinner in seinen Bann. Mir scheint, daß
der traditionalistisch-orthodoxe, sehr stark am Faschismus der
Zwischenkriegszeit und dem noch älteren Antisemitismus orientierte
Rechtsextremismus eher in Ostmitteleuropa dominiert, während der
modernisierte, ökonomistisch und marktradikal orientierte Rechtsextremismus
in Westeuropa bereits über die »Blut-und-Boden«-Variante
triumphiert.
Mit diesem Deutungsmuster sind auch
Entwicklungsunterschiede des Rechtsextremismus in Ost- und Westdeutschland
erklärbar: Während in den alten Bundesländern eher
Standortnationalismus und Wohlstandschauvinismus das ideologische Terrain
beherrschen, feiert in den neuen ein mehr »konventioneller«, auf
gesellschaftliche und politische Modernisierungsrückstände
verweisender Deutschnationalismus fröhliche Urständ. »In der
politischen Alltagskultur und im politischen Denken der östlichen
Bundesländer scheint ein Trend zum ›Völkischen‹
beobachtbar, den es zwar auch in Westdeutschland (wohl gleichfalls zunehmend)
gibt, der dort aber aufgrund der großen politischen und größeren
ethnischen Heterogenität dieser Gesellschaft nicht so deutlich in den
Vordergrund tritt.«*50*
Außerhalb der Bundesrepublik
existieren Mischformen in Gestalt rechtspopulistischer Parteien, die soziale
Aufsteiger und sozial Benachteiligte mit Erfolg ansprechen. Wenn die Kritik an
einem »überbordenden«, angeblich den Wirtschaftsstandort
gefährdenden Wohlfahrtsstaat im Mittelpunkt der Wahlkampfpropaganda einer
Rechtspartei steht, spricht Frank Decker von »ökonomischem
Populismus«, den er gegenüber einer »politischen«
(beziehungsweise »institutionellen«) und einer »kulturellen«
Variante desselben Phänomens innerhalb westlicher Demokratien abhebt.*51*
Zwischen der sogenannten Neuen Rechten*52*, die sich überall extrem
marktradikal gebärdete, bevor sie – aus wahltaktischen Gründen
– zumindest programmatische Konzessionen an breitere Schichten
(Arbeitermilieu, sozial Benachteiligte) machte, und dem Neoliberalismus besteht
ein politisches Wechselverhältnis. »Selbst dort, wo neue
rechtsradikale Parteien ihre wirtschaftsliberale Rhetorik einschränken,
bedeuten die Konsequenzen ihres Aufstiegs Wasser auf die Mühlen
neoliberaler Sozialstaatskritik.«*53*
Geradezu prototypisch
für den Rechtspopulismus in Westeuropa stehen Jörg Haider und seine
FPÖ, deren Erfolge primär darauf beruhen, daß sie über einen
längeren Zeitraum hinweg neben sozialen Aufsteiger(inne)n und
Befürworter(inne)n eines Modernisierungskurses auch sozial Benachteiligte
und zutiefst verunsicherte Mittelständler/ innen gewinnen konnten,*54* bis
die stärkere Belastung der Arbeitnehmer/innen durch die
österreichische Bundesregierung unter maßgeblicher Beteiligung der
Partei vor allem bei der Wiener Gemeinderats- beziehungsweise Landtagswahl im
März 2001 Stimmenverluste nach sich zog. Krisen- und
Auflösungserscheinungen innerhalb des politischen Systems führen
jedoch auch dann, wenn sich keine rechtspopulistische Partei fest etablieren
oder auf Dauer halten kann, zu tektonischen Verschiebungen zwischen seinem
Zentrum und der Peripherie, die sich quasi »nach innen« bewegt, was
Ursula Birsl und Peter Lösche folgendermaßen kommentieren: »Die
äußerste Rechte befindet sich nicht mehr am Rand des politischen
Spektrums, sondern in dessen Mitte.«*55*
Wilhelm Heitmeyer
vertritt die These, »daß sich ein autoritärer Kapitalismus
herausbildet, der vielfältige Kontrollverluste erzeugt, die auch zu
Demokratieentleerungen beitragen, so daß neue autoritäre Versuchungen
durch staatliche Kontroll- und Repressionspolitik wie auch rabiater
Rechtspopulismus befördert werden.«*56* Noch in einer anderen Hinsicht
bereitet die neoliberale Hegemonie, die außer der »sozialen
Symmetrie« des wohlfahrtsstaatlich organisierten Kapitalismus auch die
Demokratie gefährdet, den Nährboden für Rechtsextremismus und
Neofaschismus. Die scheinbare Übermacht der kapitalistischen Ökonomie
gegenüber der Politik beziehungsweise transnationaler Konzerne
gegenüber dem einzelnen Nationalstaat zerstört den Glauben junger
Menschen an die Gestaltbarkeit von Gesellschaft, treibt sie in die Resignation
und verhindert so demokratisches Engagement, das im Zeichen der viel
beschworenen »Globalisierung« allerdings nötiger denn je
wäre.*57*
Götz Eisenberg führt auch die sich nicht
bloß in den USA häufenden Fälle einer unpolitischen, eher
willkürlich anmutenden Gewalt meist männlicher Jugendlicher, die er
»Kinder der Kälte« nennt, auf die Prädominanz des
Ökonomischen, die Glorifizierung des Marktes und die Konsequenzen der
neoliberalen Modernisierung zurück: »Die Deregulierung von Staat,
Wirtschaft und Gesellschaft zieht als ungewollte Nebenfolge die Deregulierung
der psychischen Strukturen nach sich, was weitere ungeahnte
›Kollateralschäden‹ verursacht, die unter anderem die Form des
Amoklaufs annehmen. Ein berühmtes Diktum Max Horkheimers abwandelnd,
könnte man sagen: Wer von Neoliberalismus und Deregulierung, vom
›Terror der Ökonomie‹ (Viviane Forrester) nicht reden will,
sollte auch vom Amoklauf schweigen!«*58*
Christoph
Butterwegge – Jg. 1951 Prof. für Politikwissenschaft an der
Universität zu
Köln.
http://www.linksnet.de/artikel.php?id=525
(02.01.2002) © 2004. Alle Rechte liegen bei den AutorInnen bzw. bei
den Publikationen/Verlagen
--------------------
*1* Vgl.
Wolf-Dietrich Bukow: Feindbild: Minderheit. Ethnisierung und ihre Ziele, Opladen
1996.
*2* Vgl. K. Peter Fritzsche: Bürger im Streß – eine
Erklärung der Xenophobie, in: Verantwortung in einer unübersichtlichen
Welt. Aufgaben wertorientierter politischer Bildung. Referate und
Diskussionsergebnisse des Bundeskongresses der Deutschen Vereinigung für
Politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische
Bildung vom 10. bis 12. März 1994 in Erfurt, Bonn (Schriftenreihe, Bd. 331)
1995, S. 165 f.
*3* Vgl. Lutz Hoffmann; Das deutsche Volk und seine Feinde.
Die völkische Droge – Aktualität und Entstehungsgeschichte,
Köln 1994, S. 53.
*4* Vgl. Johannes Zerger: Was ist Rassismus?
Eine Einführung, Göttingen 1997, S. 91.
*5* Vgl. dazu Etienne
Balibar: Gibt es einen »Neo-Rassismus«?, in: Ders., Immanuel
Wallerstein, Rasse – Klasse – Nation. Ambivalente Identitäten,
Hamburg/Berlin 1990, S. 23 ff.
*6* Vgl. hierzu Christoph Butterwegge:
Nationalismus und Rassismus – Kernideologien des Rechtsextremismus als
Leitbilder für die Jugend?, in: Manfred Büttner (Hrsg.), Braune Saat
in jungen Köpfen. Grundwissen und Konzepte für Unterricht und
Erziehung gegen Neonazismus und Rechtsgewalt, Bd. 1: Theorie und Ideologie des
Rechtsextremismus und Nationalsozialismus in Geschichte und Gegenwart,
Baltmannsweiler 1999, S. 13 ff.
*7* Vgl. zur Kritik dieser und
vergleichbarer Ansätze Christoph Butterwegge: Rechtsextremismus, Rassismus
und Gewalt. Erklärungsmodelle in der Diskussion, Darmstadt 1996.
*8*
Vgl. Dieter Bott: Jugend und Gewalt, in: Deutsche Jugend 2/1993, S. 87.
*9*
Vgl. hierzu: Christoph Butterwegge: Wohlfahrtsstaat im Wandel. Probleme und
Perspektiven der Sozialpolitik, 3. Aufl. Opladen 2001.
*10* Ulrich Beck:
Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus – Antworten auf
Globalisierung, Frankfurt am Main 1997, S. 27.
*11* Vgl. dazu: Dieter
Plehwe, Bernhard Walpen: Wissenschaftliche und wissenschaftspolitische
Produktionsweisen im Neoliberalismus. Beiträge der Mont Pèlerin
Society und marktradikaler Think Tanks zur Hegemoniegewinnung und -erhaltung,
in: PROKLA 115 (1999), S. 203 ff.
*12* Klaus Dörre: Globalisierung
– Ende des rheinischen Kapitalismus?, in: Dietmar Loch, Wilhelm Heitmeyer
(Hrsg.): Schattenseiten der Globalisierung. Rechtsradikalismus, Rechtspopulismus
und separatistischer Regionalismus in westlichen Demokratien, Frankfurt am Main
2001, S. 79.
*13* Vgl. ergänzend: Christoph Butterwegge: Ambivalenzen
der politischen Kultur, intermediäre Institutionen und Rechtsextremismus,
in: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): Rechtsextremismus in der
Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz, Opladen 2001, S. 292 ff.
*14* Vgl.
dazu vor allem: Kurt Sontheimer: Deutschlands Politische Kultur, 2. Aufl.
München/Zürich 1991; Wolfgang Bergem: Tradition und Transformation.
Eine vergleichende Untersuchung zur politischen Kultur in Deutschland. Mit einem
Vorwort von Kurt Sontheimer, Opladen 1993; Martin Greiffenhagen, Sylvia
Greiffenhagen: Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur im vereinigten
Deutschland, München/ Leipzig 1993.
*15* M. Rainer Lepsius: Das Erbe
des Nationalsozialismus und die politische Kultur der Nachfolgestaaten des
»Großdeutschen Reiches«, in: Ders.: Demokratie in Deutschland.
Soziologisch-historische Konstitutionsanalysen. Ausgewählte Aufsätze,
Göttingen 1993, S. 235.
*16* Vgl. Georg Paul Hefty: Der Nationalismus
– Gift oder Medizin?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Juli
1990.
*17* Vgl. Heinrich Haferkamp: Nationen und Nationalismus. Zur
Konstitution eines folgenreichen Prinzips politischer Legitimität, in:
Probleme des Friedens 2/1993, S. 19.
*18* Michael Lemke: Nationalismus
und Patriotismus in den frühen Jahren der DDR, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament 50/2000, S.
18.
*19* Micha Brumlik: Das Öffnen der Schleusen. Bitburg und die
Rehabilitation des Nationalismus in der Bundesrepublik, in: Georg M. Hafner,
Edmund Jacoby (Hrsg.): Die Skandale der Republik, Frankfurt am Main 1989, S.
264.
*20* Vgl. Heinrich Senfft: Kein Abschied von Hitler. Ein Blick hinter
die Fassaden des »Historikerstreits«, Köln 1990.
*21* Vgl. :
Wolfgang Wippermann: Wessen Schuld? Vom Historikerstreit zur
Goldhagen-Kontroverse, Berlin 1997; Martin Dietzsch, Siegfried Jäger,
Alfred Schobert (Hrsg.): Endlich ein normales Volk? Vom rechten Verständnis
der Friedenspreis-Rede Martin Walsers. Eine Dokumentation, Duisburg 1999;
Johannes Klotz, Gerd Wiegel (Hrsg.): Geistige Brandstiftung? Die
Walser-Bubis-Debatte, Köln 1999.
*22* Vgl. : Andreas Dietl, Heiner
Möller, Wolf-Dieter Vogel: Zum Wohle der Nation, Berlin 1998; Siegfried
Jäger u. a.: Der Spuk ist nicht vorbei. Völkisch-nationalistische
Ideologeme im öffentlichen Diskurs der Gegenwart, Duisburg 1998; Margret
Jäger, Siegfried Jäger: Gefährliche Erbschaften, Berlin
1999.
*23* Vgl. Arnulf Baring: Deutschland, was nun? Ein Gespräch mit
Dirk Rumberg und Wolf Jobst Siedler, Berlin 1991; Heimo Schwilk, Ulrich Schacht
(Hrsg.): Die selbstbewußte Nation. »Anschwellender Bocksgesang«
und weitere Beiträge zu einer deutschen Debatte, 2. Aufl. Berlin/ Frankfurt
am Main 1994; Arnulf Baring: Scheitert Deutschland? Abschied von unseren
Wunschwelten, Stuttgart 1997.
*24* Jürgen R. Winkler: Bausteine einer
allgemeinen Theorie des Rechtsextremismus. Zur Stellung und Integration von
Persönlichkeits- und Umweltfaktoren, in: Jürgen W. Falter, Hans-Gerd
Jaschke, Jürgen R. Winkler (Hrsg.): Rechtsextremismus. Ergebnisse und
Perspektiven der Forschung, Opladen 1996 (PVS-Sonderheft 27),
S. 43.
*25* Vgl. : Heribert Prantl: Deutschland – leicht
entflammbar. Ermittlungen gegen die Bonner Politik, München/Wien 1994;
Alfons Söllner: Asylpolitik, Fremdenfeindschaft und die Krise der
demokratischen Kultur in Deutschland – eine zeitgeschichtliche Analyse,
in: Uwe Backes, Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus und Demokratie 7,
Baden-Baden 1995, S. 43 ff.
*26* Günter Grass: Rede vom Verlust.
Über den Niedergang der politischen Kultur im geeinten Deutschland,
Göttingen 1992, S. 22.
*27* Bruno Schoch: Der Nationalismus –
bekannt, nicht erkannt, in: Berthold Meyer (Red.): Eine Welt oder Chaos?
Frankfurt am Main 1996, S. 53.
*28* Andreas Klärner: Aufstand der
Ressentiments. Einwanderungsdiskurs, völkischer Nationalismus und die
Kampagne der CDU/CSU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, Köln 2000,
S. 94.
*29* Siehe Eberhard Seidel: Die Jahrhundertreform. Von der doppelten
Staatsbürgerschaft zum Einwanderungsgesetz, in: Blätter für
deutsche und internationale Politik 8/1999, S. 968.
*30* Wolfgang Grenz:
Die Ausländer- und Asylpolitik der rot-grünen Bundesregierung, in:
Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der
Globalisierung. Migrations-, Integrations-und Minderheitenpolitik, Opladen 2000,
S. 107.
*31* Gudrun Hentges: Die Büchse der Pandora. Deutsche
Leitkultur und nationale Interessen, in: Ulrich Schneider (Hrsg.): Tut was!,
Strategien gegen Rechts, Köln 2001, S. 65.
*32* Vgl. Christoph
Butterwegge u. a. : Themen der Rechten – Themen der Mitte. Diskurse um
deutsche Identität, Leitkultur und Nationalstolz, Opladen 2002.
*33*
Vgl.: Christoph Butterwegge: Marktradikalismus, Standortnationalismus und
Wohlstandschauvinismus – die Sinnkrise des Sozialen als Nährboden der
extremen Rechten, in: Christoph Butterwegge, Rudolf Hickel, Ralf Ptak:
Sozialstaat und neoliberale Hegemonie. Standortnationalismus als Gefahr für
die Demokratie, Berlin 1998, S. 121 ff.
*34* Gert Schäfer:
Ausländerfeindliche Topoi offizieller Politik, in: Wolfgang Kreutzberger u.
a.: Aus der Mitte der Gesellschaft – Rechtsradikalismus in der
Bundesrepublik, Frankfurt am Main 1993, S. 88.
*35* Frank-Olaf Radtke:
Fremde und Allzufremde. Der Prozeß der Ethnisierung gesellschaftlicher
Konflikte, in: Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits-
und Sozialforschung (Hrsg.), Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte. Eine
Tagung der Friedrich-Ebert- Stiftung am 11. Oktober 1995 in Erfurt, Bonn 1996,
S. 14.
*36* Vgl. : Herbert Schui u. a.: Wollt ihr den totalen Markt? Der
Neoliberalismus und die extreme Rechte, München 1997.
*37* Vgl. Ralf
Ptak: Die soziale Frage als Politikfeld der extremen Rechten. Zwischen
marktwirtschaftlichen Grundsätzen, vormodernem Antikapitalismus und
Sozialismus-Demagogie, in: Jens Mecklenburg (Hrsg.): Braune Gefahr. DVU, NPD,
REP – Geschichte und Zukunft, Berlin 1999, S. 98.
*38* Jutta
Menschik-Bendele, Klaus Ottomeyer: Sozialpsychologie des Rechtsextremismus.
Entstehung und Veränderung eines Syndroms, Opladen 1998, S. 303.
*39*
Vgl. Reinhard Kühnl: Nicht Phänomene beschreiben, Ursachen
analysieren. Zum Problem der extremen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland,
in: Ulrich Schneider (Hrsg.): Tut was!, a. a. O., S. 32 f.
*40* Arno
Klönne: Schwierigkeiten politischer Jugendbildung beim Umgang mit dem Thema
»Rechtsextremismus«, in: Christoph Butterwegge, Georg Lohmann (Hrsg.):
Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt. Analysen und Argumente, 2. Aufl. Opladen
2001, S. 266.
*41* Vgl. Franz Josef Krafeld: Zur Praxis der
pädagogischen Arbeit mit rechtsorientierten Jugendlichen, in: Wilfried
Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): Rechtsextremismus in der Bundesrepublik
Deutschland, a. a. O., S. 287.
*42* Siehe Samuel P. Huntington: Der Kampf
der Kulturen (The Clash of Civilizations). Die Neugestaltung der Weltpolitik im
21. Jahrhundert, München/Wien 1996; Bassam Tibi: Krieg der Zivilisationen.
Politik zwischen Vernunft und Fundamentalismus, 3. Aufl. Hamburg 1998.
*43*
Vgl. : Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges, Fatma Sarigöz (Hrsg.): Medien
und multikulturelle Gesellschaft, Opladen 1999; Christoph Butterwegge, Gudrun
Hentges: »Ausländer und Asylmissbrauch« als Medienthema:
Verantwortung und Versagen von Journalist(inn)en, in: Christoph Butterwegge,
Georg Lohmann (Hrsg.): Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt, a. a. O., S. 83
ff.
*44* Vgl. : Christoph Butterwegge: Zuwanderung und Wohlfahrtsstaat im
Zeichen der Globalisierung – antagonistischer Widerspruch oder
nützliche Wechselbeziehung?, in: Ders., Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung
im Zeichen der Globalisierung, a. a. O., S. 258 ff.
*45* Siehe Thomas
Grumke: Globalisierter Rechtsextremismus, in: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter
Hefte 4/2001, S. 220 ff.
*46* Michael Vester: Wer sind heute die
»gefährlichen Klassen«? Soziale Milieus und
gesellschaftspolitische Lager im Wandel, in: Dietmar Loch, Wilhelm Heitmeyer
(Hrsg.): Schattenseiten der Globalisierung, a. a. O., S. 343.
*47* Vgl. :
Sebastian Herkommer (Hrsg.): Soziale Ausgrenzungen. Gesichter des neuen
Kapitalismus, Hamburg 1999; Hans-Jürgen Bieling: Dynamiken sozialer
Spaltung und Ausgrenzung. Gesellschaftstheorien und Zeitdiagnosen, Münster
2000.
*48* Vgl. Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Zuwanderung
im Zeichen der Globalisierung, a. a. O.
*49* Vgl. : Wilhelm Heitmeyer u. a.
(Hrsg.): Die Krise der Städte. Analysen zu den Folgen desintegrativer
Stadtentwicklung für das ethnisch-kulturelle Zusammenleben, Frankfurt am
Main 1998; Jens S. Dangschat (Hrsg.): Modernisierte Stadt – gespaltene
Gesellschaft. Ursachen von Armut und sozialer Ausgrenzung, Opladen 1999; Klaus
Ronneberger u. a.: Die Stadt als Beute, Bonn 1999; Peter Bremer:
Ausgrenzungsprozesse und die Spaltung der Städte. Zur Lebenssituation von
Migranten, Opladen 2000; Wilhelm Heitmeyer, Reimund Anhut (Hrsg.): Bedrohte
Stadtgesellschaft. Soziale Desintegrationsprozesse und ethnisch-kulturelle
Konfliktkonstellationen, Weinheim/München 2000.
*50* Dietmar Fricke:
Wohlstand den Deutschen! Wie rechtsextreme Positionen wieder salonfähig
werden, in: Christoph Butterwegge, Georg Lohmann (Hrsg.): Jugend,
Rechtsextremismus und Gewalt, a. a. O., S. 56.
*51* Siehe Frank Decker:
Parteien unter Druck. Der neue Rechtspopulismus in den westlichen Demokratien,
Opladen 2000, S. 213 f.
*52* Vgl. Christoph Butterwegge: Von der
»Vaterlandsliebe« zur Sorge um den Wirtschaftsstandort. Metamorphosen
nationaler Mythen im vereinten Deutschland, in: Ders., Gudrun Hentges (Hrsg.):
Alte und Neue Rechte an den Hochschulen, Münster 1999, S. 28 ff.
*53*
Herbert Kitschelt: Politische Konfliktlinien in westlichen Demokratien:
ethnisch-kulturelle und wirtschaftliche Verteilungskonflikte, in: Dietmar Loch,
Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Schattenseiten der Globalisierung, a. a. O., S.
439.
*54* Vgl.: Brigitte Bailer-Galanda, Wolfgang Neugebauer: Haider und
die Freiheitlichen in Österreich, 2. Aufl. Berlin 1997; Christa
Zöchling: Haider. Licht und Schatten einer Karriere, 2. Aufl. Wien 1999;
Klaus Ottomeyer: Die Haider-Show. Zur Psychopolitik der FPÖ, 2. Aufl.
Klagenfurt 2000; Hans-Henning Scharsach (Hrsg.): Haider. Österreich und die
rechte Versuchung, Reinbek bei Hamburg 2000; Ders., Kurt Kuch: Haider. Schatten
über Europa, Köln 2000.
*55* Ursula Birsl, Peter Lösche:
(Neo-)Populismus in der deutschen Parteienlandschaft. Oder: Erosion der
politischen Mitte, in: Dietmar Loch, Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Schattenseiten
der Globalisierung, a. a. O., S. 369 f.
*56* Wilhelm Heitmeyer:
Autoritärer Kapitalismus, Demokratieentleerung und Rechtspopulismus. Eine
Analyse von Entwicklungstendenzen, in: ebd., S. 500.
*57* Vgl. Arno
Klönne: Schwierigkeiten politischer Jugendbildung beim Umgang mit dem Thema
»Rechtsextremismus«, a. a. O., S. 262.
*58* Götz Eisenberg:
Amok – Kinder der Kälte. Über die Wurzeln von Wut und Haß,
Reinbek bei Hamburg 2000, S. 114.