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Aufruf der Versammlung der sozialen Akteure und Bewegungen beim II.
Europäischen Sozialforum in Paris (16.11.2003, Paris Saint-Denis)
Um zu einem Europa zu gelangen, das auf der Anerkennung der sozialen,
politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Rechte -
individueller wie kollektiver Natur, der Männer wie der Frauen - beruht,
verpflichten wir uns, überall Initiativen zu ergreifen. Wi müssen
schrittweise einen Mobilisierungsprozess aufbauen, der es erlaubt, alle
Bevölkerungen Europas einzubeziehen. Wir verpflichten uns, an allen
Aktionen teilzuhaben, die durch die sozialen Bewegungen organisiert werden, und
insbesondere einen gemeinsamen Aktionstag mit Unterstützung der sozialen
Bewegungen und besonders der europäischen Gewerkschaftsbewegung
aufzubauen.
Quelle:
http://www.gemeinsam-gegen-sozialkahlschlag.de/news.htm
Aufruf der Versammlung der sozialen Akteure und
Bewegungen
Wir kommen aus sozialen und
Bürgerrechts-Bewegungen aus allen Teilen Europas, von Ost bis West und von
Nord bis Süd. Nach Florenz und Porto Alegretreffen wir uns auf dem Zweiten
Europäischen Sozialforum nach einem Jahr der Mobilisierungen gegen das
neoliberale Modell in zahlreichen Ländern Europas (gegen die Rentenreform,
für die Verteidigung der öffentlichen Dienste, gegen die
Landwirtschaftspolitik der jeweiligen Regierungen, für die Rechte der
Frauen, gegen die extreme Rechte, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie gegen
die Innere Sicherheits-Politik der Regierungen) sowie gegen den Irakkrieg,
besonders am 15. Februar 2003. Wir sind unterschiedlich und plural zusammen
gesetzt, und das macht unsere Stärke aus.
Zur Zeit wird ein
Entwurf für eine Europäische Verfassung außerhalb der
Zivilgesellschaft ausgearbeitet. Er erhebt den Wirtschaftsliberalismus als
offizielle Doktrin der EU zu "Verfassungsrang"; er schreibt das
Konkurrenzprinzip als Grundlage des europäischen Gemeinschaftsrechts und
aller menschlichen Aktivitäten fest, und berücksichtigt in keiner
Weise die Ziele gemeinsamer Entwicklung (Anm. d. Ü.: mit den Ländern
des Südens); er schreibt der NATO eine Rolle in der europäischen
Außen- und Verteidigungspolitik zu und befördert eine Militarisierung
der Union; schließlich hält er die Sozialpolitik im Status eines
fünften Rads am Wagen eines europäischen Aufbaus, der sich auf
das Primat des Marktes gründet, und besiegelt de facto die bereits
vorgesehene Zerschlagung der öffentlichen Dienste. Dieser
Verfassungsentwurf entspricht nicht unseren Bestrebungen.
Wir
kämpfen für ein anderes Europa. Unsere Mobilisierungen haben die
Hoffnung auf ein Europa ohne Arbeitslosigkeit und Prekarität zum
Gegenstand, das mit einer Landwirtschaft der Bauern (Anm. d. Ü.: im
Gegensatz zu Agrokonzernen) ausgestattet ist, welche dauerhaft und solidarisch
wirtschaftet, die Arbeitsplätze und die Umwelt sowie die
Nahrungsqualität erhält; auf ein Europa, das zur Welt hin offen ist,
das allen die Freizügigkeit erlaubt, das allen hier lebenden
Ausländern das Aufenthaltsrecht und Bürgerrechte zuerkennt und das
Asylrecht anerkennt; auf ein Europa, das eine tatsächliche Gleichheit
zwischen Männern und Frauen verwirklicht, das die kulturelle Vielfalt
fördert sowie das Recht der Bevölkerungen auf Selbstbestimmung, das
heißt das Recht, auf demokratische Weise über die eigene Zukunft zu
entscheiden.
Wir kämpfen für ein Europa, das den Krieg
verweigert, die internationale Solidarität sowie eine ökologisch
sinnvolle, dauerhafte Entwicklung begünstigt. Wir kämpfen dafür,
dass Menschenrechte, dass soziale, wirtschaftliche, kulturelle und
ökologische Rechte Vorrang vor Konkurrenzrecht, Profitlogik und
Abhängigkeit vermittels Schulden haben sollen.
Aus all diesen
Gründen richten wir einen Aufruf an die Bevölkerungen Europas, damit
sie sich gegen das neoliberale Modell und den Krieg mobilisieren. Wir
kämpfen für den Rückzug der Besatzungsruppen aus dem Irak sowie
für die sofortige Rückgabe de Souveränität an die irakische
Bevölkerung. Wir kämpfen für den Rückzug Israels aus den
besetzten Gebieten sowie den Baustopp der Mauer und ihre Abtragung. Wir
unterstützen die israelischen und palästinensischen Bewegungen, die
für einen gerechten und dauerhaften Frieden kämpfen. Deswegen
schließen wir uns dem internationalen Aufruf an, der in den Vereinigten
Staaten durch die Antikriegsbewegung lanciert wurde, und rufen zum Aktionstag am
20. März 2004 auf.
Um zu einem Europa zu gelangen, das auf der
Anerkennung der sozialen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und
ökologischen Rechte - individueller wie kollektiver Natur, der Männer
wie der Frauen - beruht, verpflichten wir uns, überall Initiativen zu
ergreifen. Wi müssen schrittweise einen Mobilisierungsprozess aufbauen, der
es erlaubt, alle Bevölkerungen Europas einzubeziehen. Wir verpflichten uns,
an allen Aktionen teilzuhaben, die durch die sozialen Bewegungen organisiert
werden, und insbesondere einen gemeinsamen Aktionstag mit Unterstützung der
sozialen Bewegungen und besonders der europäischen Gewerkschaftsbewegung
aufzubauen. Wir rufen alle sozialen Bewegungen dazu auf, diese
Mobilisierungsdynamik in einem Aktionstag für ein anderes Europa, für
die Rechte der Bürgerinnen und Bürger und der Bevölkerungen
gipfeln zu lassen, am 9. Mai (2004), dem Datum, an dem die Ratifizierung der
Europäischen Verfassung vorgesehen ist. Paris Saint-Denis, 16.
November 2003
Posted: Di - Januar 27, 2004 at 10:36 vorm.
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