|
|
Bericht von der Europäischen Vorbereitungsversammlung am 13./14.12.
in London
Wir verpflichteten uns ebenfalls, an allen anderen Aktionen
teilzunehmen, die von sozialen Bewegungen organisiert werden –
insbesondere an einem gemeinsamen Aktionstag mit der Europäischen
Gewerkschaftsbewegung. Der Europäische Gewerkschaftsbund hat jetzt den 2.
und 3. April als Aktionstag vorgeschlagen. Von heute an brauchen wir eine
Kampagne koordinierter Aktionen in ganz Europa für soziale,
wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Rechte für alle
Bürger, eine Kampagne, die der Vorherrschaft des Marktes
entgegentritt.“
Quelle:
http://www.gemeinsam-gegen-sozialkahlschlag.de/news.htm
Bericht von der Europäischen Vorbereitungsversammlung am
13./14.12. in London
1) Auswertung des ESF 2003 in
Paris
Die Französischen Organisatoren des zweiten ESF zogen
eine insgesamt positive Bilanz vom ESF in Paris. 51.000 Teilnehmer meldeten sich
an, 20.000 kamen aus dem Ausland, davon 1000 aus Osteuropa. 3 Millionen
Euro hat das ESF gekostet, davon sind wichtige Teile aus öffentlichen
Geldern finanziert worden. Das Organisationkomitee war offen für alle, die
die gemeinsame politische Plattform unterschrieben und einen finanziellen
Beitrag (zwischen 100 und 700 Euro leisteten) Das Organisationssekretariat
konnte so seine Infrastruktur aufbauen, Treffen organisieren und später 7
Menschen anstellen. 30-50 Menschen arbeiteten jede Woche im
Organisationssekretariat. 2000 Aktivisten – hauptsächlich aus 7
Organisationen und Gewerkschaften – halfen als Freiwillige, das ESF
über die Bühne zu bringen. Trotz einiger Mängel war die
Beteiligung von Jugendlichen und Frauen größer als in Florenz. Die
Ausweitung in das gewerkschaftliche Lager, in die Gruppe der „sans
papiers“ (Menschen ohne Papiere) und der prekär Beschäftigten
ist gelungen. Kritisch wurde angemerkt, dass es zu lange gedauert
hätte, sich auf die Redner zu einigen. Mehr Seminare über strategische
Fragen und Alternativen seien notwendig.
Von den Vertretern aus
Deutschland (Christine Buchholz, Hugo Braun, Erhard Crome) wurde die
grundsätzlich positive Bewertung des ESF in Paris entsprechend der
Diskussion am 30.11. in Frankfurt bekräftigt. Sie hoben insbesondere die
gewachsene Beteiligung gewerkschaftlicher Gruppen und „offizieller“
Gewerkschaftsvertreter hervor, was den Prozess der Annäherung von
Gewerkschaften und sozialen Bewegungen deutlich gemacht habe. Die gemeinsame
Orientierung auf den (jetzt feststehenden) europaweiten Aktionstag (2./3. April)
gegen den sozialen Kahlschlag sei eine neue Qualität der politischen
Entwicklung.
Insgesamt wurde von mehreren Rednern bemängelt,
dass die Podien der Plenarveranstaltungen zu voll waren und sich keine
wirklichen Debatten entwickelten. Auch die Verteilung über die weit
auseinander liegenden vier Standorte des ESF wurde kritisiert. Mehr
Räume für Debatten und ein größeres Gewicht für die
Seminare wurden angemahnt.
Es wurde mehrfach positiv darauf vermerkt,
dass es eine Versammlung für die Rechte der Frauen gab, aber darauf
hingewiesen, dass der Vorbereitungsprozess nicht besonders offen gewesen war und
problematisiert, dass die Frauenversammlung nicht Teil des ESF
war.
Einigkeit bestand darüber, dass der Prozess offen sein
muss. Ein Spannungsfeld liegt zwischen der Einbeziehung größerer
Organisationen und Verbände, die eine breitere Soziale Basis vertreten
(Arbeiter, Migranten etc) und der Beteiligung von Individuen und
Grassroots-Organisationen. Mit diesem Widerspruch müsse verantwortungsvoll
umgegangen werden.
2) die politischen Kräfteverhältnisse
in Großbritannien
Spannung besteht in Großbritannien
zwischen einer breiteren Koalition aus Gewerkschaftsgliederungen und
-Verbände, der Greater London Authority (GLA), der
Antikriegs-Bündnisse und Organisationen Stop the war coalition, Campaign
for nuclear Disarmament (CND) und War on want, dem Tobin Tax network, dem
antikapitalistischen Netzwerk Globalise Resistance u.a. auf der einen Seite und
eher autonom orientierten grassroots-Organisationen, anarchistischen Gruppen,
Teilen des London Social Forums und Einzelpersonen. Die erste Gruppe hat
sich für das ESF in London stark gemacht, zweitere stand dem aus
unterschiedlichen Gründen kritisch bis ablehnend gegenüber.
Auffällig war, das Gruppen, die in der Vergangenheit eher der
zweiteren Gruppe zuzuordnen waren, Personen aus dem London Social Forum, die
Redaktion der Zeitschrift red pepper, weitere Einzelpersonen u.a. sich jetzt
eindeutig dafür aussprachen, alles zu tun, um das ESF in London erfolgreich
stattfinden zu lassen.
3) Vorschläge für das ESF
2004
Bis zur nächsten Europäischen Versammlung am 6./7.
März sollten verschiedene Vorschläge - wo und in welcher Form das ESF
abgehalten werden soll - ausgearbeitet werden. Der einzige realistische
Vorschlag war London. Ein Mitarbeiter der GLA stellte Varianten vor, wie das ESF
zu bewerkstelligen sei Größtes Problem sind die Finanzen, denn
die GLA ist nicht befugt, so viel Geld zur Verfügung zu stellen wie die
Bürgermeister von Florenz, Saint Denis, Bobigny oder Ivry. Zum anderen sind
in Großbritannien, dem Musterland des Neoliberalismus in Europa, viele
Öffentliche Einrichtungen, wie z.B. Turnhallen, privatisiert.
Finanzielle und logistische Unterstützung soll von Gewerkschaften,
Glaubensgemeinschaften, Sozialen Bewegungen etc. organisiert werden. Der
konkreteste Vorschlag für ein zentrales Event war Alexandra Palace, ein
(kostenpflichtiges) Verantaltungszentrum, in dem Platz für 20.000 Besucher
ist. Andere Orte, Theater etc. sollen angesprochen werden. Es gab auch
Ideen, das ESF anderswo – z.B. in Manchester – oder in verschiedenen
Orten abzuhalten.Das wurde aber von den meisten Anwesenden, v.a. den
europäischen Beteiligten abgelehnt, auch lagen hierfür keine konkreten
Vorschläge auf dem Tisch Eintrittspreise Minimum höher ansetzen
als drei Euro (In Paris bezahlten zu viele Leute zu geringe Beträge 3-11
Euro)
Um einen ernsthaften, tragbaren Vorschlag zu haben, auf dessen
Grundlage letztendlich entschieden werden kann, wurde im allseitigen
Einvernehmen eine Frist bis zum 1. März gesetzt. Bis dahin sollen eine
Ausweitung der Unterstützung, die Zusage von finanziellen Ressourcen und
„Einsparpotentiale“ bei Räumlichkeiten,
Übersetzungsanlagen etc. vorangebracht werden. Auf der nächsten
europäischen Versammlung am 6./7. März soll eine endgültige
Entscheidung darüber getroffen werden, ob, in welcher Form und mit welchen
finanziellen Ressourcen das ESF im November 2004 in London stattfinden
kann.
4) Arbeitsgruppen
Folgende Arbeitsgruppen
tagten. Hier eine Zusammenfassung der Report Backs zum Plenum.
Ausführlichere Protokolle der Arbeitsgruppen folgen noch. a)
Kultur:
Kultur soll kein „Neben“- Thema sein, sondern ein
integraler Bestandteil des ESF mit einem zentralen Ort b)
Programm
Es soll nicht so viele Plenarveranstaltungen geben, mehr
Seminare (die auch vor den Plenarveranstaltungen geplant werden sollen). Es soll
weniger Redner auf den Plenarveranstaltungen geben und mehr Debatte. Es sollen
mehr Frauen und jüngere Menschen reden. Für Gruppen, die sich erst
später in den Prozess einschalten, soll ein Freiraum offen gehalten werden,
damit sie sich inhaltlich einbringen können. Ein nächstes Treffen der
britischen Programmgruppe findet am 10.1. statt. c)
Organisatorisches
In mehreren Mehrere Untergruppen soll kümmern
sich um deien Bereiche Logistik, Finanzen/Fundraising, Grenzprobleme/Visa,
Kinderbetreuung, die Rechtsform, die sich das ESF gibt. gekümmert. Um
schnell in die Gänge zu kommen, findet das nächste Treffen der
Organistionsgruppe bereits am 18.12. statt.
5) Versammlung der
Sozialen Bewegungen
Die Diskussion über eine Erklärung
zu den bevorstehenden Aktionen – insbesondere zu dem gemeinsamen
europaweiten Aktionstag gegen den sozialen Kahlschag – waren schwierig und
brachten noch einmal den sehr unterschiedlichen Stand der sozialen
Protestbewegung in den verschiedenen europäischen Ländern zum
Ausdruck.
Folgende Erklärung wurde per Konsensbeschluss gefasst.
Zwei weitere Absätze zu Antikriegsaktionen am 20. März und zur
EU-Verfassung wurden beschlossen, lagen aber nicht schriftlich
vor.
„Handeln für ein Europa der Rechte und eine Welt ohne
Krieg!
Wir, die sozialen Bewegungen und ihre Aktivisten, die sich am
13. und 14. Dezember in London getroffen haben, um das 3. Europäische
Sozialforum vorzubereiten, bekräftigen unseren Widerstand gegen eine
Europäische Union, die von der Logik des Marktes und der Konkurrenz
beherrscht wird.
Während der Versammlung der Sozialen
Bewegungen, die unmittelbar auf das 2. Europäische Sozialforum folgte,
beschlossen wir bereits, einen Mobilisierungsprozess für ein Europa der
Bürgerechte anzustoßen, der am 9. Mai seinen Höhepunkt erreichen
soll.
Wir verpflichteten uns ebenfalls, an allen anderen Aktionen
teilzunehmen, die von sozialen Bewegungen organisiert werden –
insbesondere an einem gemeinsamen Aktionstag mit der Europäischen
Gewerkschaftsbewegung. Der Europäische Gewerkschaftsbund hat jetzt den 2.
und 3. April als Aktionstag vorgeschlagen. Von heute an brauchen wir eine
Kampagne koordinierter Aktionen in ganz Europa für soziale,
wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Rechte für alle
Bürger, eine Kampagne, die der Vorherrschaft des Marktes
entgegentritt.“
6) auf der/ bis zur nächsten
Europäischen Versammlung am 6./7. März zu klärende
Fragen:
Auf welcher Grundlage, in welcher Struktur und mit welcher finanziellen
Beteiligung wollen die britischen Bewegungen eine Kernstruktur für die
ESF-Vorbereitung schaffen
in welcher Form und mit welchen finanziellen Ressourcen kann das ESF im
November 2004 in London stattfinden
Soll die Europäische Frauenversammlung im Rahmen des ESF oder getrennt
stattfinden
Methodik der Vorbereitung (Programm, Versammlung der Sozialen
Bewegungen)
Hugo Braun Erhard Crome Christine Buchholz
Posted: Di - Januar 27, 2004 at 10:37 vorm.
>
|
|
|