Opelaner sauer: Fragestellung war irreführend13.19
Uhr. … Die Entscheidung ist gefallen. Opel Bochum produziert wieder…
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Und weiter Unmut."Das ist ja wie in der DDR hier",
brüllt jemand und sucht so schnell und erbost das Weite, dass keiner der
vielen Journalist seinen Namen notieren kann. Anders bei Andreas Felder.
"Die
Belegschaft wurde heute in die Irre geführt", so der stellvertretende
Leiter der Vertrauenskörperschaft im Werk II und III. Seine Kritik zielt
vor allem auf den Stimmzettel.
Dort hatte als Frage gestanden: "Soll
der Betriebsrat die Verhandlung mit der Geschäftsleitung weiterführen
und die Arbeit wieder aufgenommen werden?" Ja. Nein.
Eine differenzierte
Antwort - unmöglich."Aber das heißt doch: Wenn ich
dafür bin, dass wir weiter draußen bleiben, dann bin ich dagegen, dass
der Betriebsrat weiter verhandelt", empört sich Vertrauensmann Uli
Schreyer. Das habe ein Nein zu dieser Frage fast unmöglich gemacht.
Verhandlungen wolle die Belegschaft. Und arbeiten auch, so Schreyer. Nur eben
mit Zukunftsperspektive.
Es heißt, dass sich ein Ausschuss des
Betriebsrates mit der Formulierung der Frage befasst haben soll. Eine Aussprache
in der Belegschaft hierzu: Fehlanzeige.
Seit den frühen
Morgenstunden hatten dann Sicherheitsleute, darunter auch Kräfte des
Opel-Werkschutzes, dafür gesorgt, dass der RuhrCongress für
Presseleute nahezu hermetisch abgeriegelt war. Nur die knapp 6 400 Opelaner
hatten Zutritt.
"Die haben sogar die Fotos auf den Werksausweisen
überprüft und Taschen durchsucht", erzählt Vertrauensmann Uli
Schreyer.
So etwas habe er bei Opel noch nie erlebt.In der
Haupthalle, IG Metall-Fahnen. Neben Opel-Fahnen.
Saalmikrofone seien jedoch
nicht aufgestellt gewesen, so Schreyer.
Nur Dietmar Hahn,
Betriebsratsvorsitzender, Rainer Einenkel, sein Stellvertreter, und Ludger
Hinse, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, haben reden
dürfen."Als sich welche von uns ans Podium stellen
wollten, haben plötzlich fünf von der Werkssicherheit diesen Bereich
abgeschirmt", so Schreyer.
Davon bekamen die Journalisten
draußen jedoch wenig mit. Einige hatten auf der Rückseite des
Gebäudes in einem entlegenen Winkel ihr Ohr an eine Stahltür gepresst,
um wenigstens Wortfetzen aufzuschnappen.
11.25 Uhr: Hinse macht den
Opelanern in seiner Rede Mut. Sie hätten sich zu jeder Zeit
verantwortungsvoll verhalten.
Fast zwei Stunden später: Mit
großer Mehrheit hat die Belegschaft entschieden, wieder an die Arbeit zu
gehen. "Das war ein demokratischer Prozess", so Betriebsrat Bernd Wozmieczka.
"Wir werden das Ergebnis gemeinsam
tragen."
WAZ
20.10.2004 Von Marc Raschke