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Querbeet :: Opel

Raus auf die Straße

junge Welt vom 15.10.2004 (Daniel Behruzi)
General Motors verkündete Vernichtung von 10000 Arbeitsplätzen in den vier deutschen Opelwerken. Bochumer Belegschaft legte spontan die Arbeit nieder
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Abbaupläne beim Autobauer Opel hat die Mittagsschicht im Bochumer Werk am Donnerstag die Arbeit niedergelegt. Mehrere hundert Beschäftigte marschierten zum Verwaltungsgebäude des Betriebs. Nach Angaben der oppositionellen Gewerkschaftergruppe »Gegenwehr ohne Grenzen (GoG)« wurde die Aktion von Vertrauensleuten und Aktivisten im traditionell kampfstarken Bochumer Werk ohne Aufruf der IG-Metall- und Betriebsratsspitzen durchgeführt. Letztere hätten im Gegenteil noch versucht, die Belegschaft von spontanen Protesten abzuhalten, erklärte ein Aktivist im Gespräch mit junge Welt.
Adresse: http://www.jungewelt.de/2004/10-15/001.php

 

Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz hatte kurz zuvor in Frankfurt/M. angekündigt, man werde in den anstehenden Gesprächen für eine »Minimierung« des vorgesehenen Stellenabbaus kämpfen. Nach den Plänen der US-amerikanischen Konzernmutter General Motors sollen bis 2006 europaweit 12000 Arbeitsplätze wegfallen. In den vier deutschen Opelwerken stehen 10000 Jobs auf dem Spiel. Allein in Bochum, dem größten Produktionsstandort, sind es 4000. »Wir machen uns große Sorgen um die Zukunftsfähigkeit des Restwerkes«, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Opel in Bochum, Rainer Einenkel, am Donnerstag im WDR. »Für uns kann es nur eine einzige Lösung geben, und die heißt Erhalt dieses Werkes«, betonte er.

Betriebsratschef Franz und IG-Metall-Vize Berthold Huber warfen der Unternehmensleitung im Anschluß an ein internationales Treffen von GM-Betriebsräten in Frankfurt/Main schwere Managementfehler vor und kündigten für kommenden Dienstag einen europaweiten Aktionstag an. Dabei werde es »spontane Informationen und Konsultationen« der Belegschaften geben.

Bereits am Vormittag hatte fast die komplette Schicht eines Bochumer Werksteils die Arbeit unterbrochen, um an einer Informationsveranstaltung der gewerkschaftlichen Vertrauensleute teilzunehmen. »Die Kollegen haben kein Vertrauen, daß am Dienstag mehr als nur Dampfablaßaktionen stattfinden«, begründete ein GoG-Aktivist die spontanen Proteste.

Daß das Mißtrauen gegenüber der Gewerkschaftsführung nicht unberechtigt ist, machten Äußerungen von Huber und Franz deutlich. Ersterer erklärte, man brauche »keine Bulldozer-Konfrontationspolitik«. Die Gewerkschaft setze auf Verhandlungen und sei zu großen Zugeständnissen bereit, so Franz. Auch Huber betonte die Verhandlungsbereitschaft der IG Metall und forderte das GM-Management auf, mit den europäischen Beschäftigtenvertretern über »intelligente Problemlösungsstrategien« zu sprechen.

Zeitlgleich mit dem Protest der betroffenen Arbeiter hielten sich Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück und sein Arbeitsminister Harald Schartau (alle SPD) zu Gesprächen im Bochumer Werk auf. Sie zeigten sich ebenso »tief betroffen« wie Politiker der Union. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber erklärte am Donnerstag in München, das »Autoland Deutschland« werde »im Kern getroffen«. »Das viel zu starre Arbeitsrecht, eine immer weiter verfeinerte Mitbestimmung, die zu hohe Steuer- und Abgabenbelastung, die im internationalen Vergleich zu hohen Energiepreise treiben die Unternehmer ins Ausland und vernichten die Arbeitsplätze in Deutschland«, behauptete er.

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Adresse: http://www.jungewelt.de/2004/10-15/001.php

Posted: Fr - Oktober 15, 2004 at 05:26 vorm.  
   
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