|
|
Die Frage, ob dieser Streik rechtens ist oder nicht, ist irrelevant. Er
ist nötig.
Opel-Streik - Es wurde Zeit KOMMENTAR VON PETER ORTMANN
(taz-ruhr) Lügen, Desinformation und merkwürdiges Paktieren
haben bei Opel in Bochum zu einem spontanen, wilden Streik geführt. Ein
Arbeitskampf nicht um höhere Löhne oder Sozialleistungen - dies ist
ein Kampf um die Arbeit selbst. In einem Gesellschaftssystem, in dem der Verkauf
der eigenen Leistung nicht mehr zum Lebensunterhalt ausreicht, in dem soziale
Sicherungssysteme in den Mülleimer wandern, wo dennoch Milliarden Euro
Subventionen gezahlt werden, gleichzeitig Steuergesetze herrschen, die Konzerne
von Zahlung befreien - in einer solchen Republik wurde es Zeit, dass die
bedrohten Massen nun den Hammer erheben.
Das Angebot von Carl-Peter
Forster, dem Präsidenten von General Motors in Europa, Verhandlungen erst
nach einem 30-prozentigen Lohnverzicht wieder aufzunehmen, ist ein Schlag, der
in anderen Ländern mit einem Generalstreik beantwortet würde, doch
hier scheinen die deutschen Gewerkschaften längst weich gespült.
Ursache der Krisen sind die weltweit operierenden, undurchsichtigen
Konzerngebilde nämlich selbst. Manager schauen auf Börsenkurse und ihr
eigenes Konto, den Blick für die Belegschaft haben sie verloren. Sie ist
eine graue Masse von immer zu teuren Handlangern, die positive
Börsenbewertungen drücken. Versagen Macher, wechseln sie die Firma.
Ans Leben geht es ihnen längst nicht mehr. Nur Arbeiter müssen darum
dann kämpfen. Die Frage, ob dieser Streik rechtens ist oder nicht, ist
irrelevant. Er ist nötig.
taz Ruhr Nr. 7490 vom 18.10.2004
*
Posted: Mo - Oktober 18, 2004 at 07:30 vorm.
>
|
|
|