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Fahrradwege bauen, Wohnungen pflegen, Kitas säubern,
Brachflächen räumen ...
junge Welt vom 25.02.2005 Auszüge aus dem Gutachten der
Bridges Consulting Public Affairs & Management GmbH Unter der
Überschrift »Arbeitsfelder im Bereich der harten
Standortfaktoren« finden sich in dem Gutachten folgende Ratschläge
für Sarrazin und Co.: »Neue (bzw. erweiterte) Handlungsfelder für
die kommunale Beschäftigung von Erwerbslosen werden insbesondere im
›harten‹ kommunalen Infrastrukturbereich gesehen – auch im
Vergleich zu anderen Stadt-Regionen in Deutschland weist Berlin hier bisher
extrem wenig Beschäftigung nach dem SGB III bzw. BSHG aus (...) Die
finanzielle Situation Berlins weist – im Vergleich mit anderen
Städten – eher noch stärker auf die Notwendigkeit kommunaler
Beschäftigung in diesem Bereich hin. Die geringen Mittel, die bei den
einzelnen Bezirken für den Erhalt der Bausubstanz öffentlicher
Einrichtungen budgetiert sind, machen bereits einige der potentiellen
Arbeitsfelder auf öffentlichen Flächen/Einrichtungen deutlich (...)
Frei-, Grünflächen-, Fahrradwege- und Bürgersteigpflege,
Wohnumfeld- und Freizeiteinrichtungspflegearbeiten, Beräumung und Pflege
von Brachflächen, Kita-, Schul- und Fahrradweginstandhaltung,
Immobilieninstandhaltung und -pflege.«
Zur Rechtfertigung
solcher, offensichtlich bisher durch reguläre, sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte erledigte Arbeiten, verweisen die Gutachter auf die Berliner
Haushaltsnot. Wo kein Geld da ist, um reguläre Arbeit zu bezahlen,
müssen Ein-Euro-Jobber her, ist die Logik: »Hierbei geht es
ausdrücklich um zusätzliche Tätigkeiten, die mit den budgetierten
Mitteln der Bezirke, die an das Handwerk vergeben, nicht erledigt werden
können.«
Daß sie sich mit solchen Vorschlägen nicht nur mit den
betroffenen Arbeitslosen, sondern auch mit den Gewerkschaften, den
Handwerkskammern und der IHK anlegen, ist den Gutachtern bewußt: »In
Gesprächen mit Praktikern der Berliner Arbeitsmarktpolitik wurde immer
wieder auf die (aus ihrer Sicht außerordentlich) unbewegliche Position der
Berliner (Unternehmer- und Fach-)Verbände in dieser Frage
hingewiesen«, beklagen sie. Um diesen Widerstand zu brechen, schlagen sie
eine Doppelstrategie vor. Erstens müsse den Firmen, besonders dem Handwerk,
verdeutlicht werden, daß es keine anderen Aufträge von der
öffentlichen Hand zu erwarten habe: »Ein Ansatz (...) ist (...),
daß ein mehrjähriges Budget ... in den Bezirken offen gelegt (...)
wird. Damit wäre klar, daß es für die Unternehmen keine anderen
Aufträge an diesen Einrichtungen geben
würde.«
»Ein weiterer Ansatz ist das Angebot an die
örtlichen Wirtschaftsunternehmen, sich an der Umsetzung direkt zu
beteiligen (...)« Damit ist gemeint, die Aufträge für solche Bau-
und Renovierungsarbeiten z.B. an sogenannte Arbeitsgemeinschaften zu vergeben
– eine im Baubereich verbreitete Form der Auftragsvergabe – bei
denen dann reguläre Firmen vermutlich zwei regulär bezahlte Aufseher
und Fachkräfte für das jeweilige Projekt stellen dürfen und
dafür auch regulär bezahlt werden, während die meiste
tatsächliche Arbeit von den Ein-Euro-Jobbern erledigt wird. Irgendwie
schwant den Gutachtern, daß aber auch diese Doppelstrategie vielleicht
nicht verfängt. Deshalb fordern sie von der Politik, endlich »eine
offensive politische Diskussion mit den Berliner Unternehmerverbänden und
Kammern zu führen, um hier einen Durchbruch und neue Ansätze zu
finden.« Das sei besser als die bisher verfolgte Strategie, »kleine
Maßnahmen ›unter der Hand‹ zu organisieren – so wie
unlängst der Neuköllner Bürgermeister, der von einer Umzugsfirma
nur den Lastwagen samt Fahrer heuerte, während das Auf- und Abladen der
Möbel und Akten von Ein-Euro-Jobbern gemacht werden sollte. Nur der
persönlichen Courage dieses Fahrers – und vermutlich auch dem
Ärger seines Chefs über das verlorene Geschäft – ist es zu
verdanken, daß diese »kleine Maßnahme« aufflog, in die
Presse kam und auch im Abgeordnetenhaus von Senator Harald Wolf prompt
gerügt wurde. ----------------------- Adresse:
http://www.jungewelt.de/2005/02-25/013.php
Posted: Do - Februar 24, 2005 at 11:24 nachm.
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