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Auslieferung an Folterknechte
junge Welt vom 28.05.2004 Hamburg: Acht Flüchtlinge in
Nacht- und Nebelaktion per Charterflug nach Togo abgeschoben Birgit
Gärtner Von Angehörigen inhaftierter abgelehnter togoischer
Asylsuchender hatte die »Karawane für die Rechte der Flüchtlinge
und MigrantInnen« von einer geplanten Sammelabschiebung nach Togo am
späten Abend des 25. Mai erfahren. Die Karawane-Aktivisten versuchten
daraufhin am 24. Mai, bei der Hamburger Ausländerbehörde Genaueres zu
erfahren. Doch der Sprecher des Ausländeramtes, Norbert Smekal,
erklärte, eine solche Maßnahme sei seiner Behörde nicht bekannt.
Eine Aussage, die er den Medien gegenüber allerdings nicht wiederholen
wollte, weshalb die Karawane-Vertreter das Geschehen auf dem Flughafen ab
Dienstag abend beobachteten. Zu Recht: Die Abschiebungen wurden in einer Nacht-
und Nebelaktion vollzogen. Um 0.30 Uhr landete eine Maschine der
niederländischen Fluggesellschaft KLM auf dem Hamburger Flughafen, in die
die abgelehnten Asylbewerber verbracht wurden. Etwa um zwei Uhr morgens startete
die Maschine. Für die Aktion wurde das ab Mitternacht geltende
Nachtflugverbot aufgehoben. Nach Angaben der Karawane waren unter den
Abgeschobenen vier togoische Flüchtlinge aus Hamburg, zwei aus Berlin,
einer aus Sachsen-Anhalt und ein kamerunischer Flüchtling aus
Karlsruhe.
Ein Augenzeuge schilderte gegenüber jW das
Geschehen. Der BGS- und der Charterflugbereich des Hamburger Airports
hätten sich in der Nacht zum Mittwoch in eine »Polizeifestung«
verwandelt: »Weit über 100 Uniformierte waren im Einsatz. Ganze
Bündel von Plastikfesseln und neue Modelle der Folterhelme, die das
Innenministerium nach dem Tod von Aamir Ageeb präsentierte, wurden
angeschleppt.« Die neuen Helme wurden eingeführt, nachdem der Sudanese
Ageeb am 28. Mai 1999 während seiner Abschiebung, bereits im Flugzeug
sitzend, erstickt war, als ihm Beamte den Kopf, auf den sie ihm zuvor einen
Motorradhelm gesetzt hatten, auf den Schoß drückten. Kurz vor ein Uhr
seien Gefangene einzeln oder zu zweit in Polizeitransporter gebracht worden.
Etwa 14 Transporter hätten im zeitlichen Abstand von 30 Sekunden vor einem
Hallenausgang gehalten, von wo die Gefangenen schnell in die Wagen geführt
und dann in Richtung Rollfeld gefahren worden seien.
Bei den
Deportierten handelt es sich um abgelehnte Asylbewerber. Der Mann aus Kamerun
war nach Angaben der Karawane an einer spektakulären Besetzung der
kamerunischen Botschaft in Bonn beteiligt. Dies sei ebenso bekannt wie die
politischen Aktivitäten der anderen Abgeschobenen gegen das Regime von
General Étienne Eyadéma in Togo. Nach Angaben von Amnesty
International herrscht in Togo ein »Klima von Straflosigkeit für Mord,
Folter und andere Menschenrechtsverletzungen«.
Adresse: http://www.jungewelt.de/2004/05-28/017.php
Posted: Fr - Mai 28, 2004 at 08:12 vorm.
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