Schröder wird in Oberhausen ausgebuht, Steinbrück bricht in
Köln seine Rede zum 1. Mai ab, weil die Pfiffe sein Trommelfell schmerzen.
Auch Müntefering bekam den bürgerlichen Unmut zu spüren. Die
Menschen sind sauer auf jene Herren, denen sie einst die Macht übertragen
haben. In Castorf hingegen haben sie einen gefunden, der ihnen aus der Seele
spricht. Es herrsche eine "Asozialisierung der Arbeitslosen", sagte Castorf.
Obwohl es fünf Millionen davon gebe, würde nur kaum noch mit ihnen
gesprochen. "Wie kann man Solidarität mit diesem Land verlangen", spielte
Castorf auf die jüngsten Finanz-Skandale an, "wenn sich in diesem Staat so
offensichtlich selbst bereichert wird?" Josef Ackermann, der Vorstands-Chef der
Deutschen Bank, laufe "wie Michael Jackson in den Gerichtssaal", mit
gelüftetem Victory-Zeichen. Und Ex-Mannesmann-Chef Hartmut Esser, ein
weiterer Herr aus aus der Geldgier-Riege, glaube sowieso, alles sei erkennbar
und beherrschbar.
taz