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Deutsche Heuschrecken in den USA oder "Der Zugang zu Wasser ist
ein Menschenrecht und darf nicht privatisiert werden"
taz Nr. 7945 vom 11.4.2006: Amerikaner wollen ihr Wasser
zurückDie deutsche RWE will ihre Wassersparte in den USA
loswerden. Städte möchten Wasserwerke
zurückkaufenBERLIN taz
Der Energie- und
Wasserversorger RWE soll beim geplanten Verkauf seiner Wasserwerke in den USA
auch die betroffenen Städte als Käufer in Betracht ziehen. Damit soll
der Konzern den Weg zur Rekommunalisierung der Wasserversorgung frei machen. Das
forderte gestern in Berlin eine Gruppe von Bürgermeistern und lokalen
Abgeordneten aus den Staaten Illinois, Kentucky und Kalifornien von dem Essener
Konzern. "RWE interessiert sich mehr für Profite als für
die Instandhaltung der Netze", sagte Laurell Prussing, Bürgermeisterin der
Stadt Urbana, Illinois. Häufig hätte es die schlechte Qualität
des Leitungswassers nötig gemacht, das Wasser wegen möglicher
Verunreinigungen vorsorglich abzukochen. Die Probleme traten nach der
Übernahme des Wasserversorgers American Water durch RWE im Jahr 2003 auf.
"American Water hat das Leben der Menschen aufs Spiel gesetzt, weil die
Hydranten der Firma bei Löscharbeiten nicht zu öffnen waren", sagte
Prussig.
RWE war schon im Jahr 2000 durch den Kauf des größten
britischen Wasserversorger Thames Water groß in das Geschäft mit dem
Leitungswasser eingestiegen. Im Jahr 2003 kam dann für 4,5 Milliarden Euro
das größte US-amerikanische Wasserunternehmen American Water Works
hinzu. Seither versorgt RWE durch seine Tochter American Water als
drittgrößter Wasserversorger der Welt 18 Millionen Menschen in den
USA, Kanada und Puerto Rico. Auch in Europa, Asien und dem Mittleren Osten ist
RWE im Wassersektor aktiv.
Doch mit dessen Rendite ist RWE offenbar
nicht zufrieden. Nachdem RWE im vergangenen Jahr 759 Millionen Euro wegen
American Water abschreiben musste, will Konzernchef Harry Roels nun American
Water und später auch Thames Water schon wieder verkaufen. Bis dato will
allerdings noch niemand American Water kaufen - bis auf die betroffenen
Städte. Doch anstatt mit den Kommunen zu verhandeln will der Konzern
American Water an die Börse bringen. "RWE ignoriert die Gemeinden als
potenzielle Investoren völlig", so Victoria Kaplan, Kampagnenleiterin von
der Nichtregierungsorganisation Food & Water Watch aus Washington. Um sich
dennoch Gehör zu verschaffen, wird Laurel Prussing aus Urbana mit
Unterstützung des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und
Aktionäre am Donnerstag bei der Hauptversammlung von RWE in Essen
auftreten. Den Mitgliedern des Vorstands soll die Entlastung verweigert werden,
weil "der Vorstand die Bedürfnisse der Kunden
ignoriert".
Unterstützung bekommen die amerikanischen
Bürger bei ihrer Forderung aus dem Mutterland von RWE. "Auch wir haben hier
Probleme, seit die städtische Wasserversorgung teilprivatisiert wurde",
sagt Gerlinde Schermer von der SPD-Linken in Berlin. Seit RWE und die Leipziger
Veolia im Jahr 1999 49,9 Prozent der Berliner Wasserwerke für 1,7
Milliarden Euro übernommen haben, seien die Wasserpreise um ein Viertel
gestiegen.
BERNHARD ROHKEMPER
taz Nr. 7945 vom
11.4.2006, Seite 8, 98 TAZ-Bericht BERNHARD ROHKEMPER
Posted: Di - April 11, 2006 at 10:11 vorm.
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