Die junge Welt vom 08.06.2004 schreibt in dem Kommentar "
Heuchelei"
von
Rainer Balcerowiak:"Die Reaktionen von
Politikern auf den Steuercoup des Mobilfunkkonzerns Vodafone sind an Heuchelei
kaum zu überbieten. Während in den letzten Jahren kaum ein Tag
vergangen ist, an dem nicht Steuererleichterungen für Unternehmen gefordert
wurden, um die »Wettbewerbsfähigkeit« des Standorts Deutschland
zu erhöhen, wird nunmehr ein Konzern an den Pranger gestellt, der nichts
weiter getan hat, als bereits bestehende »steuerliche
Gestaltungsmöglickeiten« zur dauerhaften Abgabenvermeidung zu nutzen,
um sich die größte Übernahme der deutschen Industriegeschichte
nachträglich aus Steuergeldern finanzieren zu
lassen.
Verlustvorträge und Teilwertabschreibungen sind dabei
keineswegs pauschal als »Abzockerei« zu verurteilen. Besonders
für kleinere und mittlere Unternehmen mit schwacher Eigenkapitaldecke sind
es unverzichtbare Instrumente, um das Risiko von Investitionen beherrschbar zu
machen. Es ist das »Verdienst« der SPD/Grünen-Regierung, daß
diese Regelungen dahingehend »weiterentwickelt« wurden, daß sich
auch hochprofitable multinationale Großkonzerne mittels Buchgeschäften
dauerhaft »arm« rechnen können und keinerlei Steuern mehr zahlen
müssen.
Was bleibt, ist die anscheinend für viele Menschen
überraschende Erkenntnis, daß es dank einer SPD-geführten
Regierung in Deutschland legal ist, mittels virtueller Aktiengeschäfte 50
Milliarden Euro aus der Staatskasse abzuziehen… Vielleicht hilft der ganze
Vorgang aber auch für die Verbreitung der Erkenntnis, daß es bei
Protesten gegen Sozialabbau nicht um eine »etwas sozialere« Politik,
sondern um das kapitalistische System als Ganzes gehen muß."
Der
ganze Kommentar unter
http://www.jungewelt.de/2004/06-08/003.php