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Hartz IV bringt Wohnungsmarkt ins Schleudern
Westdeutsche Allgemeine - Montag, 24.05.2004 Wenn im Rahmen der
4. Hartz-Reform etwa 10 000 Bochumer zusätzlich auf das Sozialhilfeniveau
abgleiten, wird das auf dem Wohnungsmarkt "Verwerfungen" auslösen. Davon
ist Sozialamts-Chefin Dr. Heide Ott überzeugt.
Das
"Mieterforum Ruhr" - die Gemeinschaft der regionalen Schutzvereine -
fürchtet bereits die Bildung von "Arbeitslosen-Slums": Dauerarbeitslose
würden sich mehr und mehr "in den billigsten und schlechtesten
Wohnquartieren" konzentrieren. Eine Vorstellung, die von Ott (noch) nicht
geteilt wird.
Absehbar ist aber, dass sich ab 2005 durch das künftige
"Arbeitslosengeld II" (in Höhe der Sozialhilfe) die Zahl der
Unterstützungsbedürftigen mehr als verdoppeln wird - In Bochum von
gegenwärtig 9000 auf etwa 19 000. Denen muss die Stadt dann nicht nur 345
Euro Regelleistung, sondern auch Unterkunft und Heizung zahlen. Was das kosten
wird? Zusätzlich 36 Mio Euro im Jahr, sagt Ott.
Fürs Wohnen
und Heizen werden auch bei den 10 000 neuen Hilfe-Empfängern lediglich "die
tatsächlichen Kosten übernommen, soweit sie angemessen sind". Als
"angemessen" gilt für einen Single eine Wohnung, die nicht mehr als 270
Euro kostet - inklusive der Kosten für (Ab-)Wasser, Müll,
Straßenreinigung, Flurstrom und Grundsteuer. Bei einem
Mehrpersonen-Haushalt darf das alles 335 Euro kosten.
Wenn diese
Grenzen überschritten werden, müssen Arbeitslose damit rechnen, dass
sie die Sozialbehörde vor die Wahl stellt: Entweder Umzug in eine billigere
Wohnung - oder den Mehrbetrag aus den 345 Euro selbst tragen. "Wir werden
allerdings prüfen, ob das Sinn macht", sagt die Amtsleiterin.
Schließlich müsste man ja auch Umzugskosten oder Mietkautionen
übernehmen.
Im Augenblick ist der Bochumer Wohnungsmarkt im
Bereich der Kleinwohnungen recht entspannt, teilweise gibt es sogar ein
Überangebot. Doch klein ist nicht gleich billig: Für 270 und 335 Euro
sind im Bereich der eher schlichten Wohnungen bis 1969 laut Mietspiegel
vielleicht 45 und 60 Quadratmeter zu bekommen. Bei Mehrpersonen-Haushalten
könnte es schon etwas enger werden. Trotzdem würden sich wohl eine
Reihe Jobloser in die Billig-Quartiere drängen.
In der
Stadtverwaltung setzt man darauf, dass verständige Vermieter lieber die
Miete senken, als Leerstand zu riskieren. Dann stünden insbesondere bei
Privatbesitzern kaum noch Mittel zur Instandhaltung bereit. So oder so: Da wird
auf dem Weg zum Arme-Leute-Viertel das nächste Fass aufgemacht. Kommentar
S. 2 24.05.2004 von Tom Jost
Posted: Mo - Mai 24, 2004 at 11:52 nachm.
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