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Arme verzichten auf Arztbesuch
Sonntag, 11. April 2004 Wohlfahrtsverband besorgt
Arme
Menschen sind nach Feststellung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands die
Opfer der seit Jahresbeginn gültigen Gesundheitsreform. Viele Behinderte,
Suchtkranke, Obdachlose und Menschen in Alten- und Pflegeheimen könnten
sich den Gang zum Arzt nicht mehr leisten, teilte die Organisation in Berlin
mit. Dies habe ein Gutachten zu den Folgen der Reform ergeben.
Danach hätten Zuzahlungen und Eigenbeteiligungen die
Gesundheitsversorgung von mehr als 400.000 Menschen massiv
verschlechtert. Der Wohlfahrtsverband fordert deshalb, die
Betroffenen völlig von der Zuzahlungspflicht zu befreien. Seit dem 1.
Januar müssen sie bis zu zwei Prozent des Sozialhilfe-Regelsatzes selbst
tragen, das sind 71,52 Euro jährlich. Auch der Bremer
Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel kritisierte die Sozialpolitik der
Bundesregierung. Diese streiche die Mindestsicherung der Bürger zusammen
und überfordere sozial Schwache, die sich eine private Zusatzversorgung vor
allem für die Rente gar nicht leisten können, sagte Hickel den
"Lübecker Nachrichten". Damit sei neue Armut
programmiert. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hielt
den Reformkritiker dagegen vor, nichts Konstruktives beizutragen. "Da sind viele
Schlaumeier unterwegs und sagen, was alles drückt und elend ist. Aber sie
wissen nicht, wie es besser geht", sagte Müntefering der "Sächsischen
Zeitung am Sonntag". Die von Abweichlern in der SPD
gegründete "Initiative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit" will bis
Mitte Mai bundesweit regionale Strukturen aufbauen. Aus mehr als 60 Städten
seien bereits Anfragen für Regionalgruppen eingetroffen, sagte der Sprecher
Thomas Händel der dpa in Nürnberg. Die vor allem von bayerischen
IG-Metall-Funktionären getragene Initiative hatte sich Mitte März aus
Protest gegen die Reform-"Agenda 2010" formiert. Sie droht mit der Gründung
einer eigenen Partei links von der
SPD.
Adresse: http://www.n-tv.de/5233620.html
Posted: Sa
- April 17, 2004 at 10:14 vorm.
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