taz NRW Nr. 7367 vom 26.5.2004, Seite 2, 55
TAZ-Bericht
NRW-Arbeitsminister setzt auf das Arbeitslosengeld II
- und glaubt noch an eine Entlastung der
KommunenDÜSSELDORF dpa/taz
Landeswirtschafts-
und Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) drängt auf die fristgerechte
Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1. Januar 2005. Bedenken,
das Reformtempo überfordere die Bundesagentur für Arbeit und die
Kommunen, seien unbegründet.
"Wir haben alles ausprobiert. Jeder
weiß, wie es geht", so Schartau - das Vermittlungsverfahren zum
Arbeitslosengeld II beginnt heute.
Der Bund werde mit einer
Revisionsklausel dafür sorgen, dass die Kommunen tatsächlich um 2,5
Milliarden Euro entlastet werden. Anfang 2006 solle durch eine detaillierte
Schlussabrechnung festgestellt werden, wie hoch die Entlastung der Kommunen
ausgefallen sei. "Wenn die 2,5 Millionen Euro nicht erreicht werden, wird der
Bund nachschießen", sagte Schartau. Die Kommunen befürchten
zusätzliche Belastungen in Milliardenhöhe, weil sie die Kosten
für die Unterbringung der Langzeitarbeitslosen und
Sozialhilfeempfänger übernehmen sollen. Auch hier werde der Bund den
Kommunen entgegen kommen, kündigte der Minister an.
In NRW
sollen rund 1,36 Millionen Menschen das Arbeitslosengeld II erhalten. Sie
erhielten bisher Leistungen aus Arbeitslosen- und Sozialhilfe von rund 5,5
Milliarden Euro.
Das einheitliche Arbeitslosengeld II orientiert sich an der
Sozialhilfe, die kaum zum Lebensunterhalt reicht. Außerdem wird das
Vermögen der Bezieher eingerechnet. Eine
"zupackendere und
beherztere Sozialpolitik" sei aber notwendig: Ziel der Reformen sei es, die
durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit von derzeit 36 Wochen zu
verringern.