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Ostern schaffen ohne Waffen
Die Ostermärsche an Rhein und Ruhr kritisieren die
militärische Ausrichtung der geplanten EU-Verfassung. 3.000 Teilnehmer
werden erwartet. Eine europäische Vernetzung ist geplant VON
HOLGER PAULER
Zu Ostern gehen auch in diesem Jahr die
Friedensaktivisten auf die Straße. Unter dem Motto: "Für ein
friedliches und solidarisches Zusammenleben in Europa. Keine
Militärverfassung und keine Großmachtpläne!" finden von Samstag
bis Montag (siehe Kasten) die Ostermärsche an Rhein und Ruhr statt. Wie im
vergangenen Jahr steht der Entwurf zur EU-Verfassung im Mittelpunkt der
Demonstrationen.
Kritisiert wird vor allem die militärische
Ausrichtung: So sei in der Verfassung der Aufbau einer EU-Streitmacht
vorgesehen, die zu weltweiten Kampfeinsätzen entsandt werden können.
"Aufrüstung wird zur Verfassungspflicht", heißt es im Aufruf zum
Ostermarsch. Die EU besitze Atomwaffen und beanspruche das Recht auf
Erstschläge. "Von Rüstungskontrolle ist im Entwurf keine Rede", sagt
Mitorganisator Willi Hoffmeister vom Dortmunder Friedensforum. Die Organisatoren
kritisieren zudem, die Bevölkerung habe keinen Einfluss auf die
Verfassung.
"In Frankreich ist die Mehrheit gegen die Verfassung",
sagt Willi Hoffmeister. Am 29. Mai kommt es dort zu einem Referendum über
das Regelwerk. Momentan wollen laut einer aktuellen Umfrage 52 Prozent der
Befragten mit "Nein" stimmen - zur Verärgerung der konservativen Regierung
um Jacques Chirac. Vor allem die Sozialisten zeigen sich in der Frage gespalten.
Aber auch der rechtextreme Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen lehnt den
Entwurf ab. Im Falle eines Vetos würde die EU-Verfassung scheitern. In
Deutschland scheint das undenkbar - der Bundestag entscheidet am 12. Mai
über den Verfassungsentwurf.
Die Resonanz auf das Thema EU-Verfassung ist in der Bevölkerung
eher gering. "Ein Großteil steht dem Ganzen gleichgültig
gegenüber", so Hoffmeister. Trotzdem hofft er, dass die Zahlen an Rhein und
Ruhr in etwa gehalten werden können. "Insgesamt rechnen wir mit 3.000
Teilnehmern." Um die Zahl in Zukunft ausbauen zu können, setzen die
Organisatoren auch auf die Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn. In
diesem Jahr gibt es eine Kooperation mit der belgischen Friedensbewegung.
Kontakte nach Frankreich, den Niederlanden und Tschechien bestehen
ebenfalls.
Und der Nachwuchs? "Der Ostermarsch ist entgegen der
häufig geäußerten Meinung nicht ausschließlich eine
Veranstaltung älterer Leute", betont Mitorganisator Jan Tacke. Dennoch:
Einige der Protagonisten dürften schon beim ersten Ostermarsch Ruhr im Jahr
1961 dabei gewesen sein. Damals gingen nur wenige 100 Demonstranten gegen
Restauration und Wiederbewaffnung in der Bundesrepublik auf die Straße.
Höhepunkt war die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses Anfang der 80er Jahre.
100.000 Menschen beteiligten sich an den Protesten.
taz Ruhr Nr. 7623
vom 24.3.2005, Seite 1, 93 TAZ-Bericht HOLGER PAULER
Posted: Do - März 24, 2005 at 12:21 nachm.
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