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Neonazis morden weiter - 34jähriger Bochumer erstochen
junge Welt vom 18.04.2005
Neonazis morden
weiter 34jähriger wurde in Schwerte erstochen. Zahlreiche
neofaschistische Aufmärsche in Ost- und Westdeutschland. Militanz nimmt
offenbar weiter zu
Mit einem erneuten Mord und mehreren
provokativen Aufmärschen haben sich deutsche Neofaschisten am Wochenende
weiter auf den 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus eingestimmt. In
Schwerte (Nordrhein-Westfalen) wurde ein 34jähriger Bochumer erstochen, in
Essen, Erfurt, Stolberg bei Aachen, Ahlbeck (Mecklenburg-Vorpommern), Heilshoop
bei Lübeck sowie auf den Seelower Höhen (Brandenburg) kam es zu
Kundgebungen und Aufmärschen. Mehrfach bemühte sich die Polizei, die
Neofaschisten vor Gegendemonstranten zu schützen.
Der
34jährige hatte sich am Freitag abend Zeitungsberichten zufolge dagegen
verwahrt, daß der später Festgenommene auf den Schwerter Ruhrwiesen in
aller Öffentlichkeit faschistische Parolen brüllte. Daraufhin soll es
zunächst zu einem Streit gekommen sein, in dessen Verlauf der
mutmaßliche Täter ohne Vorwarnung fünf Mal mit einem Klappmesser
zugestochen haben soll. Antifaschistische Gruppen hatten für Sonntag abend
(nach Redaktionsschluß) in Schwerte zu einer Trauer- und
Protestdemonstration aufgerufen.
Die Polizei nahm den ebenfalls 34 Jahre alten mutmaßlichen
Täter am Samstag in seiner Wohnung fest. Die Ermittlungen führt die
Dortmunder Kriminalpolizei, die auch den Mord an einem 31 Jahre alten Punk
untersucht, der am Ostermontag in Dortmund von einem Neofaschisten erstochen
wurde.
In Essen waren am Samstag etwa 300 Neofaschisten
aufmarschiert, um unter dem vernebelnden Motto »Keine Waffen für
Israel – keine Unterstützung für Zionisten!« gegen Juden zu
hetzen. Anmelder der Demonstration war Axel Reitz vom »Kampfbund deutscher
Sozialisten«, der auf Plakaten den Mord an dem Dortmunder Punk
begrüßt hatte. Dennoch sah Essens Polizeipräsident keinen
Anlaß, der Verbotsforderung der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschisten) nachzukommen. Statt dessen kesselte
die Polizei eine Gruppe von Antifaschisten ein und griff sie mit
Schlagstöcken und Pfefferspray an. Mindestens sechs Personen wurden
verletzt.
In Stolberg bei Aachen demonstrierten 260 Antifaschisten
gegen eine Veranstaltung der NPD in der örtlichen Stadthalle. In Erfurt
ging die Polizei brutal gegen 1 000 Antifaschisten vor, die sich einer
Demonstration von 70 Rechten in den Weg gestellt hatten. Die Beamten setzten
Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke ein, 14 Antifaschisten und
fünf Rechte wurden festgenommen.
In Ahlbeck auf der Insel Usedom
zogen knapp 150 Neofaschisten durch das Ortszentrum, nachdem das
Bundesverfassungsgericht ein Demonstrationsverbot des Greifswalder
Oberlandesgerichts aufgehoben hatte. Die Greifswalder Justiz hatte in dem Motto
des Aufmarsches »60 Jahre Befreiungslüge« eine strafbare
Volksverhetzung gesehen.
In Seelow störten Neofaschisten eine
Gedenkveranstaltung für die 50000 Soldaten, die dort vor 60 Jahren beim
Kampf um Berlin ums Leben gekommen waren. Daß die Polizei ausnahmsweise die
Rechten attackierte, ist sicher dem Umstand zu verdanken, daß Brandenburgs
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) Hauptredner war. Neun
Neofaschisten wurden festgenommen, 18 Platzverweise
ausgesprochen.
Auch in Heilshoop bei Lübeck kam es zu
neofaschistischen Übergriffen. Ein Antifaschist wurde verletzt, als der
Betreiber eines Landgasthofes, in dem mehrfach neofaschistische Veranstaltungen
stattfanden, ihm ein Transparent entriß. Über 200 Menschen hatten
zuvor an einer Demonstration unter dem Motto »Nazigasthof dichtmachen«
teilgenommen.
----------------------- Adresse:
http://www.jungewelt.de/2005/04-18/001.php
Posted: So - April 17, 2005 at 10:44 nachm.
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