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Nazis entgegentreten, Polizei an das Recht und
Bundesverfassungsgericht an das Grundgesetz erinnern!
Demonstration am Dienstag 20.7., 17.00 Uhr, vor dem Bochumer
Polizei-Präsidium: Am 26.6.04 marschierten etwa 220 Neonazis
der NPD und der "Freien Kameradschaften NRW" durch ein auch von vielen
ausländischen Mitmenschen bewohntes Bochumer Viertel. Dort herrschte schon
Stunden vor dem Aufmarsch polizeilicher Belagerungszustand. Vielen Menschen
-auch AnwohnerInnen- wurde der Zugang verwehrt, da sie von der Polizei der
antifaschistischen Gesinnung verdächtigt wurden, der Button 'Eine Synagoge
für Bochum' wurde als polizeiliches Risiko eingeschätzt. Neonazis
hingegen bekamen polizeiliches Geleit bis zu ihrem Sammelplatz. Auf der
Demonstration skandierten die Neonazis Parolen wie "Hopp, hopp hopp -
Synagogenstopp", "Stoppt den Synagogenbau - wir sind das Volk", "Wir sind dabei
- Bochum synagogenfrei" und "Juden raus...sehr lange Pause...aus
Palästina". Die Hauptredner genossen es offensichtlich, unverbrämt und
ungehindert antisemitische Hetze verbreiten zu dürfen, wie Sie den
beiliegenden Redeaufzeichnungen entnehmen können." Das Bündnis
wird am heutigen Montag auf einer Pressekonferenz eine Dokumentation der
Straftaten vorgelegen, die die Polizei nicht zum Anlass genommen hat, die
Demonstration aufzulösen. Bei der Kundgebung am Dienstag um 17.00 Uhr
vor dem Polizeipräsidium wird u.a. Peter Gingold für das
internationale Auschwitz-Komitee sprechen. Der
Aufruf zur Protestkundgebung
Bochumer Bündnis "Wiederaufbau der Synagoge
unterstützen, Neonazi-Aufmarsch verhindern"
Offener Brief an das Bundesverfassungsgericht
Betr.:
Neonazi-Aufmarsch gegen den Bau der Synagoge in Bochum am
26.6.04
Sehr geehrte Damen und Herren, mit diesem Schreiben
informieren wir Sie über die Vollstreckung Ihres Beschlusses vom 24.6.04.
Dank Ihrer Unterstützung marschierten am 26.6.04 etwa 220 Neonazis der NPD
und der "Freien Kameradschaften NRW" durch ein auch von vielen
ausländischen Mitmenschen bewohntes Bochumer Viertel. Dort herrschte schon
Stunden vor dem Aufmarsch polizeilicher Belagerungszustand. Vielen Menschen
-auch AnwohnerInnen- wurde der Zugang verwehrt, da sie von der Polizei der
antifaschistischen Gesinnung verdächtigt wurden, der Button 'Eine Synagoge
für Bochum' wurde als polizeiliches Risiko eingeschätzt. Neonazis
hingegen bekamen polizeiliches Geleit bis zu ihrem Sammelplatz. Auf der
Demonstration skandierten die Neonazis Parolen wie "Hopp, hopp hopp -
Synagogenstopp", "Stoppt den Synagogenbau - wir sind das Volk", "Wir sind dabei
- Bochum synagogenfrei" und "Juden raus...sehr lange Pause...aus
Palästina".Die Hauptredner genossen es offensichtlich, unverbrämt und
ungehindert antisemitische Hetze verbreiten zu dürfen, wie Sie den
beiliegenden Redeaufzeichnungen entnehmen können. Zu denken, dass sich
solche Äußerungen durch polizeiliche Auflagen oder das Einschreiten
der Polizei verhindern ließen, geht an der politischen Realität
vorbei. Es ist aber diese Realität, mit der wir uns alltäglich
auseinandersetzten müssen: Neonazis, die immer wieder ausländische und
andere Mitmenschen in Bochum anpöbeln und körperlich angreifen, die
Menschen krankenhausreif prügeln, weil sie den Angegriffenen zu Hilfe
kommen, die Obdachlose foltern, jüdische Gräber schänden und
Linke und Antifaschisten bedrohen. Zu dieser Realität gehört
auch, dass insbesondere das Bundesverfassungsgericht und die Polizei seit Jahren
mit ihrer Rechtssprechung und ihren Demonstrationsstrategien die Neonazis de
facto stärken während gleichzeitig antifaschistisches Engagement
kriminalisiert und massiv behindert wird. Als die Neonazis im März
diesen Jahres erstmals den Versuch starteten, ihre Demonstration gegen den Bau
der Synagoge durchzusetzen, wiesen mehrere hundert Bochumer BürgerInnen
und 24 Bochumer RichterInnen in offenen Briefen an die Polizei und die
beteiligten Gerichte auf den antisemitischen und volksverhetzenden Charakter des
Demonstrationsaufrufes hin. Tatsächlich wurde die Demonstration damals
verboten. Dass Sie, die höchsten Richter und Richterinnen dieses Landes im
Juni in dem weichgewaschenen Demonstrationsaufruf gegen den Synagogenbau der
selben Veranstalter diesen antisemitischen und volksverhetzenden Kern nicht mehr
erkennen wollten, ist erschreckend. Wir wurden am 26.6.2004 Zeugen davon,
wie ein weiteres Tabu in der Geschichte dieses Landes nach der
nationalsozialistischen Barbarei von alten und neuen Nazis mit
höchstrichterlichem Segen gebrochen wurde. Grund genug für die Nazis
zu feiern: "Die heutige Versammlung ist ein voller Erfolg für den
nationalen Widerstand in NRW, sowie für den nationalen Widerstand
bundesweit, da mit dem Richterspruch ein 'Türöffner' erreicht werden
konnte. Es wurde erreicht, dass eine bislang unkritisierbare Gruppe in das
Fadenkreuz des Protestes gerückt werden konnte und ihren bis dahin
einmaligen Status verlor...Die Organisationsleitung gibt bekannt, daß mit
der heutigen Demonstration das Ende der Kampagne noch nicht erreicht
ist..."(www.npd-nrw.net am 26.6.04).
Das Grundgesetz trägt als
Erbe die Befreiung vom Nationalsozialismus in sich. Ihr Beschluss vom 24.6.04
gibt dieses Erbe auf. Dies bestärkt uns in unserer Überzeugung,
dass der Widerstand gegen Faschismus, Antisemitismus und Rassismus ist in
erster Linie eine politische und gesellschaftliche Herausforderung ist. Darum
werden wir ihn auch in Zukunft nicht den Gerichten, der Polizei oder anderen
Behörden überlassen. Denn dies könnte sein Ende
sein.
Bochum, den 15.7.2004 gez. Annemarie Grajetzky
Posted: Mo - Juli 19, 2004 at 12:05 nachm.
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