Marokko verhandelt mit anderen Staaten über
RückführungWie die Organisation Ärzte ohne
Grenzen (MSF) mitteilte, sollen die Flüchtlinge nun mit Flugzeugen in ihre
Heimatländer zurückgebracht werden. Marokkanische Regierungsvertreter
und afrikanische Diplomaten hätten gesagt, es gebe entsprechende
Gespräche, teilte die Organisation mit. Die Flüchtlinge protestierten
nach einem Bericht des spanischen Fernsehens TVE heftig gegen die
Rückführung. Die meisten waren mit Handschellen gefesselt, viele
hatten Tränen in den Augen.
Spanien schob derweil weitere 100
Flüchtlinge aus ihrer marokkanischen Exklave Melilla ab. Die Afrikaner
seien zunächst per Flugzeug in Aufnahmelager auf dem spanischen Festland
gebracht worden, teilte die Präfektur mit. Sie sollen jedoch vorerst nicht
an Marokko übergeben werden. Auch die spanische Regierung hatte ihre
Besorgnis über das Schicksal der Afrikaner geäußert. Spanien
hatte am Donnerstag eine erste Gruppe von 73 Flüchtlingen aus Mali von
Melilla nach Marokko abgeschoben. Sie wurden in einem Aufnahmelager in Tanger
untergebracht. Dort gehe es ihnen gut, hieß es.
Schily warnt
vor Chaos durch hohe FlüchtlingszahlenBundesinnenminister
Otto Schily (SPD) warnte angesichts der Zwischenfälle bei den spanischen
Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla vor einer dramatischen Zunahme der
Flüchtlingszahlen in Europa. "Wenn sich das wirtschaftliche und soziale
Gefälle zwischen Europa und Afrika so rapide ausweitet wie bisher,
müssen wir uns auf eine sehr dramatische Entwicklung einstellen", sagte
Schily der
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Der Migrationsdruck
auf Europa wird dann so dramatisch zunehmen, dass uns Hören und Sehen
vergeht." Davor könne eine weitere Abschottung nicht schützen, sagte
Schily. Nur eine gezielte Entwicklungspolitik könne die Lage entspannen.
Der Innenminister verteidigte zudem die Abgrenzung Europas.
"Selbstverständlich können wir es nicht dem Belieben überlassen,
wer nach Europa kommt - dann enden wir hier im Chaos."
Bayerns
Innenminister Günther Beckstein (CSU) forderte erneut Auffanglager für
Flüchtlinge in Afrika. "Flüchtlinge aus Bürgerkriegs- oder
Hungergebieten müssen möglichst heimatnah in Auffanglagern
untergebracht werden."
epd/dpa/rtrFrankfurter Rundschau online 2005 - Erscheinungsdatum
10.10.2005